DGB/Simone M. Neumann
DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach zum Weltgesundheitstag am 7. April:
"In Deutschland erleben wir eine sehr beschränkte Debatte um Gesundheitspolitik. Dabei stehen die Finanzierung und Organisation unseres Gesundheitssystems im Vordergrund. Weitaus weniger geht es um die Frage, wie Gesundheit gefördert und Krankheiten vermieden werden können. Viele Studien zeigen aber, dass Gesundheit weit weniger von individuellem Verhalten, grundlegendem Wissen um die Gesundheit oder dem Krankenversorgungssystem abhängt als von sozialen und ökonomischen Bedingungen sowie der Umwelt. Im reichen Deutschland sterben arme Männer rund zehn Jahre früher als wohlhabende, bei Frauen beträgt der Unterschied rund acht Jahre. Chronisch degenerative Erkrankungen treten bei Armen früher auf als bei Bessergestellten. Ärmere Männer und Frauen haben eine um mehr als 14 bzw. neun Jahre geringere 'gesunde Lebenserwartung' als Wohlhabende. International zeigen sich zwischen reichen und armen Ländern sogar sozial bedingte ungleiche Gesundheits- und Lebenschancen von bis zu 30 Jahren.
Wir müssen also, national wie international, den gesundheitspolitischen Fokus weiten und soziale Aspekte stärker einbeziehen. Überspitzt gesagt beginnt Gesundheitspolitik bei den Lebens- und Arbeitsbedingungen, erstreckt sich über Bildung und Umwelt und hört bei den Einkommensverhältnissen noch nicht auf. Als gesellschaftliche Gruppen müssen wir die politisch Verantwortlichen immer wieder daran erinnern, dass menschliche Gesundheit von vielen Faktoren abhängt. Der 62. Weltgesundheitstag ist eine gute Gelegenheit dazu."