Deutscher Gewerkschaftsbund

21.11.2016

Was tun gegen Hetze und Falschmeldungen?

einblick 17/2016

Mit rasender Geschwindigkeit verbreiten sich Falschmeldungen und Gerüchte im Netz. Besonders rechte und rechtspopulistischen Blogs und Newsportale hetzen mit verdrehten Fakten und erfundenen Geschichten. In einer Liste haben wir Tools, Tricks und Webseiten zusammengestellt, um Hetze, Lügen und Hass zu enttarnen.

Innerhalb von Sekunden müssen InternetnutzerInnen heute die Spreu vom Weizen trennen. Ist die Meldung für mich relevant und interessant? Spätestens seit der US-Wahl ist klar: Wir müssen wesentlich kritischer mit den angebotenen News umgehen. Denn gerade unseriöse, rechtspopulistische und rechte Newsportale verschleiern ihre Absichten und Ziele geschickt. In Zeiten von Fake-News muss also jeder Link auf Google oder Facebook von unbekannten Quellen kritisch durchleuchtet werden. Mit folgendem Fragenkatalog kann man viele falsche Meldungen enttarnen.

1.  Ist die Quelle seriös?

Frau mit Smartphone

Colourbox

Vorsicht ist geboten, wenn der Name der Seite bisher nicht bekannt ist. Auch hinter vermeintlich seriösen Seitennamen können sich rechte und rechtspopulistische Plattformen verbergen. Namensbestandteile wie News, Magazin, Journal oder …24.de (oder so ähnlich) können täuschen. Häufig werden unseriöse Meldungen auch von vermeintlichen Finanz- oder Wirtschaftsportalen ins Netz gestellt. Am Layout oder der optischen Aufmachung lässt sich nicht immer festmachen, mit wem man es zu tun hat. Vorsicht ist generell geboten, wenn es kein Impressum gibt oder dort ein Betreiber im Ausland geführt wird. Auf Newsportalen und Blogs in Deutschland muss im Impressum stets eine Person als Verantwortliche/r für den Inhalt ausgewiesen sein. Zudem muss eine reale Adresse (kein Postfach oder C/O-Adresse) samt E-Mail-Adresse angegeben sein. Sind diese nicht vorhanden, gilt es kritisch zu bleiben.

Unser Tipp: Eine Möglichkeit, um mehr zu erfahren ist, die URL nochmals in die Suchmaschine einzugeben. Häufig gibt es zu bekannten unseriösen oder rechten Quellen Beiträge auf Wikipedia oder die großen Nachrichtenseiten haben sich in Beiträgen mit der jeweiligen Seite befasst. Außerdem gibt es Listen im Netz, mit den bekanntesten unseriösen und rechten Newsportalen, etwa hier... und hier..... Auch die Amadeu-Antonio-Stiftung und jugendschutz.net stellen Analysen und Infos zum Thema bereit. Falschmeldungen kann man zudem oft sehr schnell über die verwendeten Bilder enttarnen: Über die Bilder-Rückwärtssuche kann man feststellen, ob ein Motiv tatsächlich zu einem Nachrichtenereignis im Netz erschienen ist oder bereits Jahre oder Monate zuvor in einem ganz anderen Kontext verwendet wurde. Wie die Bilderrückwärtssuche funktioniert, wird hier beschrieben. Wer weiß, wie es funktioniert, kann direkt auf Google loslegen. Hier gehts zur Bilderrückwärtssuche auf Google.

2.  Wie ist die Aufmachung der Meldung?

Mehrere Menschen prüfen am PC

Colourbox

Hier gilt es gleich auf mehreren Ebenen kritisch zu sein. Wie reißerisch sind Überschrift und Vorschautext? Passt das Bild zur Meldung? In Zeiten, in denen es darum geht, möglichst viele Klicks zu bekommen, spitzen auch seriöse Quellen Beiträge durch reißerische Vorspanntexte zu. Vorsicht ist geboten, wenn diese kurzen Anreißer und der wirkliche Inhalt des Textes nicht zusammenpassen. Auch die Wortwahl kann einen Hinweis geben. Seriöse Medien, Verbände, Bildungsträger und öffentliche Institutionen verwenden in der Regel eine andere Sprache bei den Themen Migration, innere Sicherheit, Demokratie, als rechte Medienmacher. Ist also die Rede von „Asylanten“, „Systemparteien“, „Altparteien“ oder „Lügenpresse“, handelt es sich wahrscheinlich um ein rechtes oder rechtspopulistisches Portal.

3.  Wie enttarne ich Lügen und Hetze?

Pinocchio

Colourbox

Manche Falschmeldung kursiert seit Jahren im Netz und taucht in neuen Varianten wieder auf. Ein Klassiker ist die Tarantel in der Wohnzimmerpalme. Diese als Hoax bezeichneten Falschmeldungen sind erstmal eher lästig als bedrohlich. Anders sieht es aus, wenn rechte Stimmungsmacher immer wieder Meldungen von angeblichen Verbrechen durch Geflüchtete in Umlauf bringen. Besonders reißerisch sind hier Meldungen über Gewaltverbrechen.

Um diese zu entlarven, gibt es verschiedenen Möglichkeiten. Zum einen gibt es Internetseiten, die Gerüchten nachgehen und die Fakten nachrecherchieren. www.mimikama.at ist ein solches Rechercheportal. Die Macher überprüfen täglich Meldungen warnen vor Abofallen, Spam-Mails, schädlichen Links oder Fake-News. Häufig reicht ein Blick auf die Startseite von mimikama.at, um eine aktuelle Falschmeldung zu enttarnen. Auch die Portale www.emergent.info, uebermedien.de (widmet u.a. der AfD und ihren Themen eine eigene Rubrik) und das BILDblog gehen verdächtigen Meldungen nach.

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DGB/einblick

Ein sehr gutes Webangebot, um speziell rechten Hetzern auf die Schliche zu kommen, ist http://hoaxmap.org. Spätestens seit Mitte des vergangenen Jahres ist zu beobachten, dass zunehmend Gerüchte über Asylsuchende in die Welt gesetzt und viral verbreitet werden. Von gewilderten Schwänen und geschändeten Gräbern war unter anderem die Rede – hoaxmap hat diese Gerüchte wiederlegt. Auf einer Deutschlandkarte kann man nachverfolgen, wo die meisten Gerüchte und Fake-News in die Welt gesetzt wurden. Die IG Metall hat Themenspicker mit Fakten und Zahlen zum Thema Migration zusammengestellt.

4.  Wo kann ich falsche Meldungen und Hetze melden?

Computer

Colourbox

Über die Hotline von jugendschutz.net kann jeder Inhalte melden, in denen Hass und Hetze verbreitet werden. Das Team von jugendschutz.net sichtet die gemeldeten Angebote, bewertet die Inhalte unter rechtlichen Aspekten und prüft, wer für das Angebot verantwortlich ist. Ist der Verantwortliche eines Blogs, eines Beitrags auf einer Website oder im Social Web bekannt, nimmt jugendschutz.net Kontakt auf und fordert zur Beseitigung des Verstoßes auf. Ausnahme: Bei Gefahr im Verzug wird die Strafverfolgung eingeschaltet.

Reagiert ein deutscher Verantwortlicher nicht, wird der Fall an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) abgegeben. Diese leitet als zentrale Aufsichtsstelle medienrechtliche Verfahren ein. Ist kein deutscher Verantwortlicher bekannt, wird der Anbieter des Speicherplatzes (Hostprovider) oder der Betreiber der Plattform (z. B. Soziales Netzwerk, Videoportal, Blogging-Dienst) um Beseitigung der Verstöße gebeten.

jugendschutz.net gibt auch Angebote zur Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) an die Aufsicht weiter. Indizierte Angebote werden von Suchmaschinen, die Mitglied der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) sind, nicht länger als Treffer ausgegeben.


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