"Eine gute Ausbildung ist und bleibt das Fundament für einen erfolgreichen Start in das Berufsleben. Wer Fachkräfte braucht, muss ausbilden. Das gilt auch und gerade in Krisenzeiten, wie wir sie aktuell haben", sagte DGB-Vize Elke Hannack zur Vorstellung des Ausbildungsreports. Das gilt auch in Zeiten von Corona. Die Corona-Pandemie zeige aber ihre Auswirkungen auch auf dem Ausbildungsmarkt. "Dabei ist Lage von Branche zu Branche sehr unterschiedlich", so Hannack.
DGB/Simone M. Neumann
Zur Ausbildungsstudie 2021: Corona-Ausbildungsstudie 2021 der DGB-Jugend
"Das Handwerk verzeichnete bundesweit bis Ende Juli einen Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Betriebe und Jugendliche halten sich spürbar zurück. Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist ebenso rückläufig, wie die Zahl der Jugendlichen, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben", so Hannack. "Zum einen halten sich die Unternehmen zurück. Zum anderen ist die Nachfrage bei den Jugendlichen aber auch geringer. Eine Ursache dafür ist die derzeit eingeschränkte Berufsberatung der Arbeitsagenturen, die nicht wie üblich an den Schulen stattfindet. Potenziell ausbildungsinteressierte junge Menschen erhalten damit nicht die Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und Berufswahl, die sie benötigen."
Eine aktuelle Szenarien-Analyse des Bundesinstituts für Berufliche Bildung zeige die Tendenz, die zu erwarten ist. Demnach könnte die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 auf bis zu 456.000 absinken. "Das wäre der niedrigste Stand, den wir seit Gründung der Bundesrepublik jemals hatten. Zum Vergleich: In 2009 wurden 564.307 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen", so Hannack.
Einen besonderen Fokus legt der Ausbildungsreport in diesem Jahr auf die Themen Mobilität und Wohnen. Besonders bei der Wohnsituation der Auszubildenden klaffen die Ansprüche der Azubis und und die Realität weit auseinander. Während der weit überwiegende Teil noch zuhause oder bei Verwandten lebt, wünschen sich zwei Drittel eine eigene Wohnung.
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"Der Schritt in die Ausbildung ist für junge Menschen ein Schritt in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von den Eltern", sagt DGB-Bundesjugendsekretärin Manuela Conte. "Eigenständiges Leben, ob in individuellen Azubi-Appartements oder der eigenen Wohnung, gehört hier dazu. Mehr als 65 Prozent der Befragten würden gern in einer eigenen Wohnung leben." Doch nicht einmal 27 Prozent könne diesen Wunsch realisieren und lebe tatsächlich in den eigenen Vierwänden.
"Ob es gelingt, mit der Ausbildungsvergütung selbstständig zu leben, ist in hohem Maße vom gewählten Ausbildungsberuf und den dort gezahlten Vergütungen abhängig. Der angespannte Wohnungsmarkt, vor allem in den Städten, verschärft die Situation", so Conte. Dashalb müssten mehr bezahlbare Mietwohnungen auf den Markt gebracht und der vorhandene Wohnraum auch für Auszubildende bezahlbar gehalten werden - so eine Forderung der DGB-Jugend.
Die Erreichbarkeit des Ausbildungsbetriebs mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird von etwa zwei Dritteln der Befragten Azubis laut Ausbildungsreport als sehr gut oder gut bezeichnet. Allerdings: Bei etwa einem Viertel ist dies weniger gut der Fall – und 8,4 Prozent der Befragten gaben an, ihren Ausbildungsbetrieb überhaupt nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können.
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"Gerade in der dualen Ausbildung sind junge Menschen darauf angewiesen, die Lernorte Berufsschule, Hochschule und Betrieb gut und kostengünstig erreichen zu können", so Conte. "Deshalb haben wir die Auszubildenden gefragt, wie sie zu einem Ausbildungsticket stehen. Etwa drei Viertel der Befragten haben grundsätzliches Interesse an einem kostengünstigen Azubi-Ticket für den öffentlichen Personen- und Nahverkehr. Doch mit einem Azubi-Ticket allein ist es nicht getan. Wichtig ist auch, dass der Personennahverkehr funktioniert. Und hier hapert es vielfach."
Schwerpunkt: Mobilität und Wohnen