Deutschland ist in den letzten Jahren noch reicher geworden. Trotzdem ist nach wie vor jeder Sechste von Armut betroffen oder bedroht, der soziale Aufstieg wird immer schwerer. Die Bundesregierung beschreibt die Probleme im aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht durchaus treffend - doch sie liefert keine Lösungen. Dabei liegen viele gute Ideen bereits auf dem Tisch.
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Weniger Arbeitslose, mehr materielle Möglichkeiten - trotzdem ist die Armutsquote in Deutschland seit Jahren unverändert hoch. 2015 lag sie laut dem 5. Armuts- und Reichtumsbericht (ARB) der Bundesregierung bei 15,7 Prozent. Besonders häufig betroffen sind Alleinerziehende und Erwerbslose. Im langfristigen Trend geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander, für einen Großteil der Bevölkerung wird der soziale Aufstieg immer schwieriger.
Höchste Zeit also, an dieser Entwicklung etwas zu ändern. "Die bedrückende Bestandsaufnahme schreit nach wirksamen politischen Maßnahmen", sagt DGB-Vorstandmitglied Annelie Buntenbach. "Die Regierung bleibt Vorschläge schuldig, wie zukünftig die extreme Ungleichheit vermindert und Armut bekämpft werden soll. Die OECD klagt seit Jahren über die wachsende Ungleichheit hierzulande, mittlerweile hat selbst der IWF die Bundesregierung aufgefordert gegen die Ungleichheit tätig zu werden – dieses Jahr muss sie endlich weitere praktische Schritte auf den Weg bringen. Denn der Mindestlohn wirkt zwar und hat drei Millionen Geringverdienern geholfen, reicht aber alleine nicht aus."
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DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach
"Eine Regierung, die keinen entschlossenen Plan zur Armutsbekämpfung hat, kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten.“
"Deutschland ist in den letzten Jahren noch reicher geworden", so Buntenbach weiter. "Doch die deutlich gestiegenen materiellen Möglichkeiten der Gesellschaft wurden nicht genutzt, um den krassen Abstand der unteren Einkommen zur Wohlstandsnormalität in der Mitte der Gesellschaft zu verkleinern.
Dabei gibt es nun wirklich genügend gute Ideen, was zu tun ist. Wer Armut bekämpfen will, der muss prekäre Arbeit wirksam eindämmen, Langzeiterwerbslosen eine echte Perspektive eröffnen sowie Alleinerziehende unterstützen. Der DGB hat konkrete Vorschläge dazu auf den Tisch gelegt, etwa wie Minijobs in reguläre Arbeit überführt werden können. Im Aktionsplan gegen Kinderarmut fordern wir zusätzliche Fördermaßnahmen und Qualifizierungsangebote für Eltern, die langzeiterwerbslos sind, und das sogar gemeinsam mit den Arbeitgebern."
DOWNLOAD: Die komplette Stellungnahme des DGB zum 5. Armuts- und Reichtumsbericht mit Hintergründen und Handlungsempfehlungen
Stellungnahme des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum 5. Armuts- und Reichtumsbericht (ARB) der Bundesregierung „Lebenslagen in Deutschland“