Deutscher Gewerkschaftsbund

12.10.2021
Personalreport 2021 - Öffentlicher Dienst

Wenn Personalmangel, dann Stress

DGB stellt Personalreport 2021 für den öffentlichen Dienst vor

Im September hat das Statistische Bundesamt aktuelle Beschäftigtenzahlen für den öffentlichen Dienst veröffentlicht. Der DGB Personalreport hat sie analysiert und bewertet. In zwei Schwerpunkten werden der Lehrkräftemangel sowie die Personalausstattung der Justiz beschrieben. Im Zentrum steht außerdem die Frage, wie der Personalmangel sich auf die Arbeitsintensität auswirkt.

Cover DGB Personalreport 2021

DGB

Lehrkräfte, Pflegekräfte, Beschäftigte für Gerichte und Staatsanwaltschaften - dem öffentlichen Dienst fehlt vielerorts Personal. Auch in vielen technischen Berufen (IT, Bau) herrscht akuter Personalmangel. Auch dass das Statistische Bundesamt für das Jahr 2020 rund 83.000 Beschäftige mehr gezählt hat als im Vorjahr, ändert daran nichts. 4,97 Millionen Menschen waren 2020 im öffentlichen Dienst beschäftigt. Im Wesentlichen gab es dabei in drei Arbeitsbereichen Zuwachs: Hochschulen (plus 9990), Polizei (plus 7055) und kommunale Kindertagesstätten (plus 10.425).

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„Du hast immer Druck im Kessel, das macht dich kaputt“

Aus Sicht der Beschäftigten ist der Arbeitsalltag oft durch Zeitdruck und Arbeitsverdichtung geprägt. Außerdem zeigt der Report durch eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit, dass der Personalmangel die Belastung deutlich ansteigen lässt. In der repräsentativen Befragung des DGB-Index gaben 45 Prozent der Befragten aus dem öffentlichen Dienst an, sehr häufig oder oft wegen fehlendem Personal mehr arbeiten zu müssen. Personalknappheit als Ursache für Mehrbelastung ist hier weiter verbreitet als in der Privatwirtschaft, wo der Wert mit 35 Prozent signifikant niedriger liegt.

Von Mehrarbeit wegen Personalmangel berichteten dabei besonders häufig die Beschäftigten öffentlicher Krankenhäuser (Pflegekräfte und Rettungsdienste). 78 Prozent von ihnen gaben an, sehr häufig oder oft wegen fehlendem Personal mehr arbeiten zu müssen. Durch eine schlechte Personalausstattung wird die Arbeitsintensität also stark negativ beeinflusst.

Chronische Unterbesetzung, krankheitsbedingte Ausfälle oder fehlende Vertretungsreserven sind folgenreich. Dass Handlungsbedarf besteht, zeigen im Personalreport auch die beiden Interviews in der Rubrik „Vor Ort nachgefragt“. Beleuchtet werden die Personalausstattung der Gerichte und Staatsanwaltschaften sowie die Arbeitsbedingungen an Schulen. „Durch die zunehmende Bürokratie sind alle Beschäftigten der Schule einfach zu. Du hast immer Druck im Kessel, das macht dich kaputt“, erklärt etwa Silke Rieck. Die Lehrerin arbeitet am Landesförderzentrum bei Rostock und ist für die GEW im Lehrerhauptpersonalrat aktiv.

Das ist zu tun!

In den letzten Jahren haben psychische Erkrankungen als Grund für Arbeitsunfähigkeit an Bedeutung gewonnen. Denn Überlastung durch eine zu hohe Arbeitsintensität geht mit einer stärkeren Erschöpfung und einer schlechteren Regenerationsfähigkeit einher. Sinn und Zweck einer bedarfsgerechten Personalausstattung ist also auch, die Arbeitsintensität auf ein gesundheitsverträgliches Maß zu senken. Und mehr Personal braucht es natürlich auch für eine stabile öffentliche Infrastruktur in unserer Gesellschaft.

„Im öffentlichen Dienst sind die vorhandenen Aufgaben seit Jahren auf zu wenige Schultern verteilt. Dabei ist eine angemessene Personalausstattung eine maßgebliche Voraussetzung für Gute Arbeit“, kommentiert DGB-Vize Elke Hannack den aktuellen Report. Und fordert: „Wir brauchen mehr Personal für gute Arbeitsbedingungen und einen leistungsfähigen öffentlichen Dienst.“

Titelbild des DGB-Personalreports 2021

DGB

DGB Personalreport 2021

Beschäftigungsentwicklung im öffentlichen Dienst




Aus dem Inhalt:
  • Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit
  • Lehrkräftemangel? Hausgemacht
  • Justiz am Limit
  • Langfristige Veränderungen im Personalstand
  • Aufgabenbereiche nach Geschlecht
  • Prekäre Beschäftigung im öffentlichen Dienst
  • Altersstruktur der Beschäftigten
  • Forderungen und Statements der Gewerkschaftsjugend

ZUM DOWNLOAD

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