Deutscher Gewerkschaftsbund

13.10.2022
klartext Nr. 32/2022

Krise darf sozialen Wohnungsbau nicht bremsen!

Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Umso mehr muss der soziale Wohnungsbau gestärkt werden. Auf welche Maßnahmen sich das Bündnis bezahlbarer Wohnraum geeinigt hat und wie eine soziale Bodenrechtsreform und eine neue Wohngemeinnützigkeit dabei helfen können, die Situation zu verbessern, erklärt der DGB-klartext.

Hochhäuser im Rohbau und Kran vor blauem Himmel

DGB/Hellen Sergeyeva/123rf.com

Die Energiepreissteigerungen bedrohen zunehmend auch die Konjunktur: Weil den Beschäftigten weniger Geld zum Leben bleibt, könnte die private Konsumnachfrage 2023 um 2,5 Prozent sinken und damit eine Rezession befördern, so das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Arbeitgeber berechtigte Lohnforderungen der Gewerkschaften nicht blockieren.

Bauinvestitionen gehen zurück

Auch die Investitionen gehen zurück: Das IMK prognostiziert schon für das laufende Jahr einen Rückgang der Bauinvestitionen um ein halbes Prozent. Für 2023 sind es im Durchschnitt minus 5 Prozent. Den Grund sieht das Institut vor allem in den sinkenden Wohnungsbauinvestitionen, aber auch beim öffentlichen Wohnungsbau. Ein fatales Signal!

Zielmarke beim Wohnungsbau verfehlt

Unter diesen Rahmenbedingungen ist klar, dass die Bundesregierung ihr Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen, verfehlen wird. Das werden auch die zahlreichen Maßnahmen nicht ändern, die das Bündnis bezahlbarer Wohnraum diese Woche vorgestellt hat. Das Bündnis, bestehend aus Gewerkschaften, Bauwirtschaft, Sozial-, Umwelt- und Immobilienverbänden, sollte zusammen mit Ländern und Kommunen Maßnahmen erarbeiten, um den bezahlbaren, bedarfsgerechten und klimafreundlichen Wohnungsbau voranzubringen.

 

Balkendiagramm Jährlich fertiggestellte Sozialwohnungen 2015 bis 2021

DGB/Quelle: BT-Drucksache 20/1824 und ImmobilienZeitung

Bündnis einig: Tarifbindung in der Bauwirtschaft stärken

Aufgrund gegensätzlicher Interessen im Bündnis sind viele der 187 Maßnahmen abgeschwächt oder lediglich als Prüfaufträge in die gemeinsame Erklärung aufgenommen. Klar formuliert ist begrüßenswerter Weise aber die Forderung nach einer stärkeren Tarifbindung in der Bauwirtschaft, vermehrter Aus- und Weiterbildung und einer Einstellungsoffensive im öffentlichen Dienst der Länder und Kommunen. Das Bündnis sagt somit unmissverständlich: Nur mit fairen, tariflich abgesicherten Rahmenbedingungen, ausreichendem und gut qualifiziertem Personal sind die Herausforderung auf dem Wohnungsmarkt zu stemmen. Diese deutliche Botschaft ist ein Lichtblick im Maßnahmenpapier.

Soziales Bodenrecht und Wohngemeinnützigkeit

Maßnahmen, die eine dauerhafte Bezahlbarkeit von Wohnraum absichern würden, sind jedoch von der Immobilienwirtschaft vehement bekämpft worden. Mit einem sozialen Bodenrecht oder einer neuen Wohngemeinnützigkeit liegen entsprechende Instrumente schon lange auf dem Tisch. Doch Ideen zur Senkung der Bodenpreise oder zur Stärkung kommunaler Vorkaufsrechte bei Grundstücksverkäufen konnten nicht vereinbart werden. Dabei ist doch klar: Auf teurem Grund entstehen nur selten bezahlbare Wohnungen.

Turbo für Sozialwohnungen nötig

Die Bundesregierung täte gut daran, die reduzierten Investitionen in den Wohnungsbau vor allem auf das bezahlbare Segment zu lenken. Die Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau werden vom Bund auf 2,5 Mrd. Euro 2023 und 3 Mrd. Euro 2024 aufgestockt. Doch das wird nicht ausreichen, um den Bau von 100.000 Sozialwohnungen zu fördern. Vor allem, wenn die Länder nicht auch ihre Mittel massiv aufstocken. Die Zahlen aus dem Vorjahr (siehe Grafik) würden dann kaum erhöht werden können. Es braucht einen Turbo für Sozialwohnungen!

Das Bündnis-Papier ist auf der Seite des Bauministeriums einsehbar: www.bmwsb.bund.de 


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Der DGB-Steuerrechner

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Stellungnahmen

Reichstag Berlin
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Hier finden Sie die Stellungnahmen und Positionen der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).
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Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Globus und Geldmünzen

DGB/hqrloveq/123rf.com

Gewerkschaftliche Wirtschaftspolitik stellt sich der Frage, wie der gesellschaftliche Reichtum gesteigert und zum Wohl der arbeitenden Bevölkerung verteilt werden kann. Uns geht es darum, den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit für höhere Löhne, weniger Arbeitszeit und mehr Sozialstaat zu nutzen. Dies erfordert ein produktives Zusammenwirken von Staat und Markt. Märkte können schöpferisch sein und den gesellschaftlichen Wohlstand mehren. Märkte sind jedoch sozial und ökologisch blind. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hat das destruktive Potenzial unregulierter Märkte eindrucksvoll offengelegt. Deswegen bedarf es staatlicher Regulierung, Verteilungs-, Wirtschafts-, Sozial-, sowie Industrie- und Dienstleistungspolitik, um die Marktkräfte zu zivilisieren. Die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik entwickelt und popularisiert wirtschaftspolitische Strategien und Instrumente, die diesen Zielen dienen.

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Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik
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10787 Berlin

E-Mail: info.wirtschaftspolitik.bvv@dgb.de

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Steuerpolitik


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Dr. Inga Jensen
Wohnungs- und Verbraucher*innenpolitik

 
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Tarifkoordination
 
Tarifkoordination
 
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Allgemeine Wirtschaftspolitik Marktregulierung und Verteilungspolitik