Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 166 - 25.09.2013

Kritik an DIW-Studie über Mindestlohnwirkungen

Claus Matecki, DGB-Vorstandsmitglied, kritisierte am Mittwoch in Berlin die Aussagen des DIW, wonach Mindestlöhne Jobs kosten würden, 8,50 Euro pro Stunde wohlmöglich zu hoch seien und wenig für eine gerechtere Verteilung bringen würden:

„Durch Wiederholung werden ideologische Vorbehalte auch nicht besser*. Die Forscher vom DIW müssen sich mal entscheiden: Sind sie der Meinung, dass 8,50 Euro pro Stunde geringe Effekte für die Verteilungsgerechtigkeit haben, so müssten sie einem höheren Mindestlohn das Wort reden. Dazu passt dann aber nicht ihre Befürchtung, dass 8,50 Euro bereits zu hoch seien.

Die Leier von den Jobverlusten durch die Einführung des Mindestlohn ist doch längst widerlegt: durch die Erfahrungen unserer europäischen Nachbarn mit dem Mindestlohn und durch die Evaluation von Branchenmindestlöhnen – durchgeführt von verschiedensten Forschungsinstituten, in Auftrag gegeben vom Bundesarbeitsministerium.

Dass die 8,50 Euro pro Stunde offenbar breite Akzeptanz bei Arbeitgebern und Konservativen finden, zeigt auch die Tatsache, dass es ab Januar 2014 sogar in der Leiharbeit einen Branchenmindestlohn in dieser Höhe geben wird.

Das DIW sollte sich die Funktion des gesetzlichen, flächendeckenden Mindestlohns deutlich machen: Es handelt sich um ein unteres Auffangnetz. Wenn dabei ein Lohn von 8,50 Euro pro Stunde ein Unternehmen überfordern sollte, stimmt etwas mit dem Geschäftsmodell nicht. Der Wettbewerb über die miesesten Löhne muss jedenfalls endlich unterbunden werden.“

*) Bereits 2008 hatte es vom DIW (Wochenbericht 22/2008) eine Studie mit ähnlich lautenden Schlussfolgerungen gegeben.


Weiterführende Informationen und Studien der Hans-Böckler-Stiftung zum Mindestlohn

  • Der deutsche Niedriglohnsektor ist einer der größten in der EU. Ein substanzieller Mindestlohn und die Stabilisierung des Tarifsystems könnten das ändern.
    http://www.boeckler.de/43185_43193.htm
  • Von 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verfügen 21 über einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn. Drei von ihnen - die Niederlande, Rumänien und der EU-Neuling Kroatien - haben die Lohnuntergrenze in den vergangenen Monaten angehoben. Die jeweils aktuellen Daten für Mindestlöhne in Europa und darüber hinaus liefert die neue Mindestlohn-Datenbank des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.
    http://www.boeckler.de/41907_43823.htm -
  • Mindestlöhne haben keine negativen Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau. Zu diesem Ergebnis kommen Untersuchungen von acht deutschen Branchen, in denen Lohnuntergrenzen gelten.
    http://www.boeckler.de/41779_41797.htm -
    Hinweis: Die in der Grafik angeführten Branchenmindestlöhne sind zum Teil nicht mehr aktuell. Die aktuellen Werte finden Sie hier:
    http://www.boeckler.de/pdf/ta_mindestloehne_aentg.pdf.
  • Der flächendeckende britische Mindestlohn hat seit seiner Einführung vor über zehn Jahren nirgendwo im Land Jobs vernichtet. Von 2004 bis 2006 sorgte er sogar für Beschäftigungszuwächse.
    http://www.boeckler.de/38389_38407.htm
  • Kosten höhere Mindestlöhne Arbeitsplätze? Eine groß angelegte empirische Studie an der Universität Berkeley entdeckt für diesen Verdacht keine Indizien: Sämtliche Anhebungen der US-Mindestlöhne von 1990 bis 2006 blieben ohne Beschäftigungseffekte.
    http://www.boeckler.de/22714_22720.htm
  • Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns würde nicht nur Geringverdienern helfen - auch Staatshaushalt und Sozialkassen könnten von einer allgemeinen Lohnuntergrenze merklich profitieren.
    http://www.boeckler.de/34690_34701.htm

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