Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 134 - 19.08.2009

Working Poor: Alarmsignale vom Statistischen Bundesamt

Zu den Zahlen des Statistischen Bundesamtes über die Entwicklung der atypischen Beschäftigung und den damit verbundenen Armutsrisiken von ArbeitnehmerInnen sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach am Mittwoch in Berlin:

„Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes über die Zunahme der prekären Beschäftigung und Armut trotz Erwerbstätigkeit sind Alarmsignale, die die Politik nicht länger ignorieren darf. Trotz des letzten Wirtschaftsaufschwungs hat sich das Armutsrisko bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern deutlich erhöht. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen von ihrer eigenen Arbeit nicht mehr leben können, muss die Parteien endlich wachrütteln.

Wir fordern deshalb die flächendeckende Verankerung von Mindestlöhnen mit einem gesetzlichen Mindestlohn nicht unter 7,50 Euro als unterste Auffanglinie. Außerdem müssen die Zumutbarkeitsregeln für Arbeitssuchende entschärft werden. Arbeitslose dürfen nicht länger gezwungen werden, zu Armutslöhnen zu arbeiten. Das staatlich geförderte Lohndumping durch Hartz IV, die Deregulierung der Leiharbeit und Kombilöhne müssen endlich gestoppt werden.

Insbesondere die expandierende atypische und prekäre Beschäftigung erweist sich als Einfallstor in den Niedriglohn. Jede/r siebte atypisch Beschäftigte ist nach den Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes armutsgefährdet. Besonders dramatisch ist die Situation in der Leiharbeit und bei Mini-Jobs. Insbesondere für Frauen und Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss wird es immer schwieriger, eine ‚normale’ existenzsichernde Beschäftigung zu finden. Im Gastgewerbe beispielsweise ist gut die Hälfte aller Normalbeschäftigten im Niedriglohnsektor tätig und sogar drei Viertel der atypisch Beschäftigten.“

Hartz-Alg I

DGB/Piegsa

Millionen Menschen in Deutschland sind arm oder von Armut bedroht. Und dies in einer der reichsten Industrienationen der Welt. DGB-Positionen, Armutsberichte und Kontakte zu Beratungsstellen.

Die Reichtumsuhr
Vermögensverteilung in Deutschland

Renten, die zum Leben kaum genügen, Niedriglöhne, die keine Familie ernähren können, Arbeitslosengeld II, das kaum für den Lebensunterhalt reicht: der aktuelle "Armuts- und Reichtumsbericht" der Bundesregierung zeigt es schwarz auf weiß und zeichnet noch an manchen Stellen „schön“. Demnach gilt ein knappes Fünftel der Bevölkerung offiziell als arm, die Umverteilung durch staatliche Transferleistungen ist dabei schon berücksichtigt. Sonst wäre es jede/r Vierte.

Selbst die Mittelschicht gerät inzwischen finanziell immer mehr unter Druck. Allmählich schwindet der bescheidene und hart erarbeitete Wohlstand vieler ArbeitnehmerInnen. Spitzenverdiener, Unternehmen und Vermögende dagegen werden von der Politik massiv entlastet, die "Schere zwischen Arm und Reich" in unserem Land öffnet sich zusehends. Die Ursachen liegen auf der Hand:

Niedriglöhne, (Langzeit-)Arbeitslosigkeit und schrumpfende Sozialleistungen haben die Probleme verschärft. Kinder, Alleinstehende und Menschen mit Migrations-Hintergrund sind besonders betroffen. Auch Altersarmut wird in den kommenden Jahren wieder zunehmen. Die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente - dazu lange Zeiten der Arbeitslosigkeit bei vielen Neurentnern - und die dadurch geringeren Beitragszahlungen haben die Rückkehr von Altersarmut vorprogrammiert.

Ansprechpartner beim DGB

Thema Armut / Kinderarmut:
Bereich Arbeitsmarktpolitik

Wilhelm Adamy
E-Mail: wilhelm.adamy@dgb.de
Johannes Jakob
E-Mail: johannes.jakob@dgb.de

Thema Altersarmut:
Bereich Sozialpolitik
Markus Hofmann
E-Mail: markus.hofmann@dgb.de


Weitere Informationen

Armut betrifft alle Lebensbereiche

Armut wirkt sich auf viele Bereiche des täglichen Lebens aus. Bildung, Gesundheit und soziale Teilhabe stehen in engem wechselseitigen Zusammenhang. Wer aus einer armen Familie kommt, hat schlechtere Bildungs- und damit Aufstiegschancen als Menschen mit ausreichendem Einkommen, ist häufiger krank und stirbt früher, ist vom Sozialen Leben (Kulturveranstaltungen, Vereine etc.) schnell ausgeschlossen. Inzwischen droht Armut in vielen Familien von einer Generation auf die nächste „vererbt" zu werden.

Soziale Gerechtigkeit mit gleichen Aufstiegs-Chancen ist aber ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaftsordnung. Armutsbekämpfung muss deshalb weit mehr als nur Fürsorge sein. Sie erfolgt letztlich im Interesse aller. Denn nur eine sozial gerechte Gesellschaft ist eine stabile Gesellschaft, an der die Bürger/innen teilhaben und für die sie sich demokratisch einsetzen.

Der DGB bezieht Stellung beim Kampf gegen Armut und entwickelt Vorschläge zur Armutsvermeidung:

  • zur Sicherung von Mindestlöhnen und insgesamt guten Arbeitsbedingungen
  • zu einer armutsfesten Ausgestaltung von Sozialleistungen
  • gegen Kinderarmut und gegen eine Rückkehr von
  • Altersarmut

 


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