In fast allen Nachbarländern sind LeiharbeiterInnen besser abgesichert als in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die sieben westeuropäische Länder vergleicht. Vor allem der Lohnabstand zwischen LeiharbeiterInnen und Stammbelegschaften ist in Deutschland besonders gravierend.
„Die Politik muss endlich erkennen, dass die Deregulierung der Leiharbeit in Deutschland längst nicht nur der Flexibilität dient, sondern systematisch zum Lohndumping missbraucht wird“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag in Berlin. „LeiharbeiterInnen werden zu Beschäftigten zweiter Klasse gemacht, in extrem unsicheren Jobs mit Armutslöhnen abgespeist und sind deshalb in einem hohen Maß auf Hartz IV angewiesen. Gleichzeitig geraten reguläre Arbeitsplätze durch die Leiharbeit zunehmend unter Druck. Deshalb brauchen wir schnellstens gesetzliche Regeln für die Gleichbehandlung von LeiharbeitnehmerInnen. Wir fordern: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – und dies per Gesetz.“
Der DGB fordert alle Ausnahmen von der gesetzlich vorgesehenen Gleichbehandlung der LeiharbeiterInnen mit den Beschäftigten der Entleihbetriebe zu streichen. Arbeitsverträge dürfen auch nicht auf einen vorgesehenen Einsatz befristet werden, um die Beschäftigungsstabilität zu verbessern. Durch eine Stärkung der Mitbestimmung der Betriebsräte soll sicher gestellt werden, dass die Rechte der Beschäftigten auch tatsächlich durchgesetzt werden. Der Verleih ins Baugewerbe muss weiterhin verboten bleiben und die Bundesagentur für Arbeit soll ein wirksames Instrumentarium von Sanktionen erhalten, wenn gegen Auflagen oder gesetzliche Vorschriften verstoßen wird.
Dr. Claudia Weinkopf, eine der Autorinnen der Studie, verwies auf die Wirksamkeit gesetzlicher Regelungen. So gebe es in Frankreich ein gesetzliches Gebot der Gleichbehandlung und sogar einen Bonus für LeiharbeiterInnen, in der Schweiz und in Österreich allgemeinverbindliche Tarifverträge. In den skandinavischen Ländern dagegen gebe es einen ausgeprägten sozialen Konsens.
Weitere Infos
Studie im Auftrag der Otto Brenner Stiftung
Von Hajo Holst, Oliver Nachtwey, und Klaus Dörre
Beachten Sie auch die Dokumente im Anhang dieser Webseite (siehe unten).
In sieben Ländern haben Dr. Claudia Weinkopf und Achim Vanselow die Arbeitsbedingungen von Leiharbeiter untersucht und mit mit Deutschland verglichen. Ergebnis: In keinem Land weichen die Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter so weit von den Beschäftigten der Stammbelegschaft ab wie hierzulande.
Am 1. Januar 2004 wurde die Leiharbeit umfassend dereguliert. In dieser Studie zieht der DGB eine kritische Bilanz über die Entwicklung dieser Beschäftigungsform in Deutschland. Die sozialen Bedingungen der Beschäftigten haben sich nicht verbessert, vor allem die Entlohnungssituation ist nach wie vor schlecht. Der DGB fordert deutliche gesetzliche Korrekturen.
Hier finden Sie die aktuellen Pressefotos des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes zum Download. Abdruck in Printmedien und Veröffentlichung im Internet sind im Rahmen der redaktionellen Berichterstattung mit Quellennachweis frei.