Deutscher Gewerkschaftsbund

PM 188 - 07.11.2011

Ausbildungsmarkt: Entspannte Lage bleibt Fata Morgana

Zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt erklärte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Montag in Berlin:

„Der Ausbildungsmarkt kommt aus einer tiefen Talsohle. In der Krise 2009 war die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um mehr als 50.000 eingebrochen. 2010 sank sie trotz eines robusten Aufschwungs nochmals um gut 4.000. In diesem Jahr scheint es, als hätten wir die Talsohle durchschritten und könnten mit einem Plus von 3,4 Prozent Verträgen uns wieder normalen Verhältnissen nähern. Das ist ein erfreulicher Trend. Betriebe müssen ihren Blick erweitern, wenn sie den Fachkräftebedarf von morgen decken wollen. Sie müssen mehr jungen Menschen mit Hauptschulabschluss und jungen Migranten und Migrantinnen eine Chance geben.

Glänzende Chancen für junge Menschen, wie sie der Ausbildungspakt gern präsentiert, sind noch immer eine Fata Morgana. Der Pakt zählt noch immer 65.200 Jugendliche als versorgt, die sich mit Bewerbungstrainings, Einstiegsqualifizierungen und Praktika über Wasser halten, aber trotzdem ihren Wunsch nach einem Ausbildungsplatz weiter aufrecht erhalten. So wird der Blick auf die Lage am Ausbildungsmarkt verstellt. Zählt man diese Bewerberinnen und Bewerber auch als unversorgt, so suchen noch 76.800 junge Menschen einen Ausbildungsplatz – und das bei 29.700 offenen Plätzen. In Wahrheit übersteigt die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber noch immer die Zahl der offenen Plätze um mehr als das Doppelte.

Viele Branchen, die lautstark über fehlende Auszubildende klagen, haben oft miese Ausbildungsbedingungen. Viele Betriebe sind einfach nicht ausbildungsreif: Sie bieten eine niedrige Vergütung. Sie halten viele Überstunden und unregelmäßige Arbeitszeiten für normal. Hohe Abbrecherquoten von mehr als 40 Prozent und geringe Übernahmequoten sind nicht selten, gerade in Hotels und Gaststätten. Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr. So kommen auf 100 gemeldete Stellen in der Gastronomie nur 37 registrierte Bewerber. Wenn Betriebe für Bewerber attraktiv sein wollen, müssen sie ihre Azubis auch besser bezahlen, die Qualität der Ausbildung verbessern und mehr Azubis übernehmen.

Die Rechentricks der Pakt-Partner haben fatale Folgen: Während der Ausbildungspakt Jahr für Jahr eine entspannte Lage verkündet, ist gleichzeitig laut Statistischem Bundesamt die Zahl der jungen Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung im Alter von 20 bis 29 Jahren mittlerweile auf 1,5 Millionen angestiegen. Das sind immerhin rund 17 Prozent dieser Altersgruppe.“


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