Deutscher Gewerkschaftsbund

Zum heutigen 6. Berufsbildungskongress des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) erklärte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende am Montag in Berlin:

„Betriebe sollten die sinkenden Bewerberzahlen nutzen, um endlich wieder jungen Menschen mit Haupt- und Realschulabschluss bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu bieten. Es bleibt das zentrale Problem auf dem Ausbildungsmarkt: Allein im vergangenen Jahr befanden sich rund 320.000 Jugendliche in Warteschleifen und Ersatzmaßnahmen, obwohl sie zu einem großen Teil laut Bundesagentur für Arbeit sofort eine Ausbildung beginnen könnten. Doch zu viele Unternehmen wählen noch immer die Besten aus und schreiben den Rest als nicht ausbildungsfähig ab. Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber umdenken. Wer gute Fachkräfte haben will, muss mehr in die Ausbildung investieren.

Betriebe müssen sich künftig auch wieder als Bildungsstätten begreifen – und dürfen sich nicht hinter der Aussage verschanzen, junge Leute seien nicht ausbildungsreif. Junge Menschen brauchen eine breite Erstausbildung, die ihnen im Laufe ihres Lebens auch einen Berufswechsel ermöglicht. Schon heute haben Betriebe die Möglichkeit, für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf die Ausbildung auf vier Jahre zu verlängern. Diese Chance muss häufiger genutzt werden. Gute Bildung braucht eben Zeit.

Viele Branchen, die besonders lautstark über einen Fachkräftemangel klagen, haben oft schlechte Ausbildungsverhältnisse. Dies gilt vor allem für Hotels und Gaststätten. Wenn in den Berufen dieser Branche die Quote der Ausbildungsabbrüche teilweise bei mehr als 40 Prozent liegt, zeigt dies einen offenkundigen Mangel in der Qualität der Ausbildung. Zahlreiche Befragungen belegen es: Ein harscher Umgangston, zahlreiche Überstunden und eine schlechte Vergütung sind die Hauptprobleme. Um den Bewerbermangel zu bekämpfen, müssen die Betriebe deshalb die Qualität ihrer eigenen Ausbildung verbessern.“

 Kurzlink zum Ausbildungsreport: http://www.dgb.de/-/dLE