Deutscher Gewerkschaftsbund

28.11.2022
Argumente für den Mindestlohn

Mindestlohn: Alle Argumente auf einen Blick

Seit dem 1. Oktober 2022 gilt in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde. Dadurch verbessert sich die Lohnsituation von mehr als 6,6 Millionen Menschen im Land. Auch die neue EU-Mindestlohn-Richtlinie zielt auf bessere gesetzliche Mindestlöhne und höhere Tarifbindung in den Mitgliedsstaaten.

Der Mindestlohn schreibt die gesetzliche Lohnuntergrenze fest. Der Mindestlohn ist ein Arbeitsentgelt, das den Beschäftigten als Minimum zusteht. Damit wird verhindert, dass Menschen trotz Arbeit in Armut rutschen, sie keine zusätzlichen Sozialleistungen benötigen und später nicht in Altersarmut geraten. Um das zu gewährleisten, sollte der gesetzliche Mindestlohn ein bestimmtes Niveau erreichen, zum Beispiel 60 Prozent des Medianlohns (mittleres Einkommen).

10 Argumente für den Mindestlohn

  1. Der Mindestlohn verhindert Lohnarmut. Der Mindestlohn stellt sicher, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können und keine weitere Unterstützung vom Staat benötigen.
  2. Der Mindestlohn sorgt vor. Niedriglöhne heute heißt Altersarmut morgen. Der Mindestlohn wirkt dem entgegen.
  3. Der Mindestlohn entlastet den Staatshaushalt. Es ist Aufgabe der Unternehmen und nicht des Staates, für existenzsichernde Einkommen zu sorgen.
  4. Der Mindestlohn schafft würdigere Arbeitsbedingungen. Existenzsichernde Einkommen sind ein Zeichen des Respekts für getane Arbeit.
  5. Der Mindestlohn schafft fairen Wettbewerb. Durch Lohndumping verschaffen Unternehmen sich unfaire Wettbewerbsvorteile zulasten der Konkurrent*innen.
  6. Der Mindestlohn sorgt für Gerechtigkeit. Der Mindestlohn stoppt die Abwärtsspirale der Löhne, unter der immer häufiger auch Beschäftigte mit Berufsausbildung oder Studium leiden.
  7. Der Mindestlohn fördert Gleichberechtigung. Weil Frauen oft zu Niedriglöhnen arbeiten, schützt der Mindestlohn besonders sie vor Lohnarmut und Abhängigkeit.
  8. Der Mindestlohn kurbelt die Binnenwirtschaft an. Er sorgt für mehr Nachfrage und wirkt sich somit positiv auf die Konjunktur aus.
  9. 21 von 27 EU-Staaten verfügen über Mindestlöhne. Europaweit ist die Notwendigkeit von Mindestlöhnen unumstritten, das zeigt auch der Beschluss der neuen EU-Mindestlohn-Richtlinie. Sie setzt auf mehr Tarifverträge und auf angemessene gesetzliche Mindestlöhne. Deutschland hat den gesetzlichen Mindestlohn zum 01.01.2015 eingeführt.
  10. Der Mindestlohn schafft Klarheit. Mit dem Mindestlohn wissen Arbeitnehmer*innen, was ihnen an Lohn zusteht. Sie werden nicht gezwungen, aus Unwissenheit Jobs anzunehmen, deren Bezahlung unterhalb des Existenzminimums liegt.

In Deutschland dürfen Arbeitgeber*innen seit dem 1. Oktober 2022 nicht weniger als 12 Euro pro Stunde als Lohn zahlen. Die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns haben die Gewerkschaften lange gefordert — aus guten Gründen.

Endlich da! 12 Euro Mindestlohn

  1. Deutschland ist ein reiches Land. Wer hier (in Vollzeit) arbeitet, muss davon leben können.
  2. Für Menschen, die zum Mindestlohn arbeiten, bedeutet der Anstieg auf 12 Euro je Stunde rund 15 Prozent mehr Geld auf dem Lohnzettel.
  3. Mit einem Mindestlohn von 12 Euro je Stunde erreicht die Lohnuntergrenze in Deutschland nahezu 60 Prozent des Medianlohns (mittleres Einkommen) von Vollzeitbeschäftigten (Kaitz-Index). Mit diesem Wert soll nach internationaler Definition Armut vermieden werden.
  4. 6,6 Millionen Menschen in Deutschland profitieren von einem erhöhten Mindestlohn.
  5. Ein erhöhter Mindestlohnsatz fördert reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und entlastet die Sozialversicherungen.
  6. Angemessene Entlohnung für geleistete Arbeit ist eine Frage der Würde und der Wertschätzung von Arbeit.
  7. Der erhöhte Mindestlohn stellt den Anschluss an das allgemeine Lohngefüge wieder her. Das verringert den Abstand zwischen Niedriglohnsektor und regulärer Beschäftigung. Durch den höheren Mindestlohn werden die unteren Einkommen gestärkt und folglich die Einkommensverteilung verbessert.
  8. Der höhere Mindestlohn stärkt die Kaufkraft in Deutschland, was wiederum die Binnennachfrage anhebt. In der aktuellen internationalen politischen Lage macht sich eine Wirtschaft, die vornehmlich auf internationale Nachfrage und entsprechende Exporte setzt, angreifbar und verletzlich. Der Mindestlohn wirkt dem entgegen.
  9. Der angemessene Mindestlohn schafft faire Wettbewerbsbedingungen, indem Lohn-Dumping einzelner Unternehmen vorgebeugt wird (level-playing-field).
  10. Höhere Löhne führen zu erhöhter Produktivität.
  11. 12 Euro Mindestlohn ist ein guter Anfang, aber noch nicht genug. Um eine Rente oberhalb der Grundsicherung zu garantieren, muss der Mindestlohn stetig evaluiert und weiterentwickelt werden. Daran arbeitet die Mindestlohnkommission, die Mitte 2023 einen neuen Beschluss über die Höhe des Mindestlohns mit Wirkung zum 1. Januar 2024 fasst.

 

Das fordert der DGB
  • Den Mindestlohn anzuheben ist wichtig. Dennoch kann damit nicht Schluss sein. Denn besser als Mindestlöhne sind gute Arbeitsverhältnisse mit tarifvertraglichen Regelungen und Löhnen. Nur noch 51 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen arbeiten unter Tarifverträgen. Die Tarifbindung liegt folglich deutlich unter 80 Prozent. Dem Wert, den die neue EU-Mindestlohn-Richtlinie als Ziel definiert und ihre Mitgliedstaaten auffordert einen Aktionsplan zur Stärkung der Tarifbindung bis Ende 2024 zu erstellen.
  • Die Tarifbindung im Land muss verbessert werden. Dafür muss die Bundesregierung einen Aktionsplan vorlegen. Dieser muss Bundestariftreueregelungen, Nach- und Fortgeltungen von Tarifverträgen bei Betriebsübergängen und die Ausweitung und Erneuerung der Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) beinhalten. Außerdem ist für den DGB eine Sache ganz klar: „Ohne-Tarif“-Mitgliedschaften in Arbeitgeberverbänden müssen abgeschafft werden und es braucht ein verbessertes Zugangsrecht von Gewerkschaften.

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