Deutscher Gewerkschaftsbund

21.02.2014
klartext 7/2014

DER Reichtum, DIE Armut?

Laut einer Studie der Großbank UBS sind 94 Prozent der Superreichen in Deutschland männlich. Armut trifft dagegen Frauen: Sie arbeiten deutlich häufiger als Männer im Niedriglohnbereich. Und sie werden für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt. 25 Prozent der weiblichen Beschäftigten würden von 8,50 € gesetzlichem Mindestlohn profitieren.

Reichtum ist Männersache. Den Schluss legt eine Studie der Schweizer Großbank UBS über die „Superreichen“ mit einem Vermögen von über 30 Millionen Dollar nahe. Ergebnis der Studie: 88 Prozent der Superreichen sind Männer und nur 12 Prozent Frauen. Für Deutschland ergeben sich noch eindeutigere Zahlen. Hier sind sogar 94 Prozent der Superreichen männlich.

Wenn Reichtum überwiegend männlich ist, ist dann Armut überwiegend weiblich? Fest steht, dass sowohl Einkommen als auch Vermögen zwischen Männern und Frauen ungleich verteilt sind. Das Durchschnittsvermögen der Männer in Deutschland lag etwa im Jahr 2007 um ca. 38.000 Euro über dem Durchschnittsvermögen der Frauen. Auch für den Bruttomonatsverdienst lassen sich ähnliche Zahlen feststellen: Im Jahr 2011 z. B. war der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Männern im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich um 60 Prozent höher als der von Frauen.

Ursächlich für die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen ist jedoch nicht alleine die Tatsache, dass Frauen deutlich häufiger im Niedriglohnsektor beschäftigt sind. Frauen bekommen zudem auch für die gleiche Arbeit einen niedrigeren Lohn. Dabei ist Deutschland einer der traurigen Spitzenreiter: In kaum einem anderen Land der OECD werden Frauen in solchem Ausmaß über den Gehalts-Scheck diskriminiert. Satte 22 Prozent beträgt der „Gender Pay Gap“  – so viel Lohn bekommen Frauen weniger als ihre männlichen Kollegen. In Arbeitstagen ausgedrückt: Frauen arbeiten in Deutschland ungefähr 80 Tage im Jahr, ohne dafür bezahlt zu werden.

Grafik zur Gender Pay gap in Europa

Die "Gender Pay Gap", also die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern, ist in Deutschland mit über 22 Prozent besonders hoch. Grafik: DGB, Daten: Eurostat 2010

Armut ist natürlich genau so wenig ausschließlich weiblich, wie Reichtum ausschließlich männlich ist. Jedoch sind Frauen stärker von Armut bedroht als Männer. Besonders eklatant ist die Situation im Alter. Denn auf die Rentenansprüche von Frauen wirken sich sowohl die vermehrte Beschäftigung im Niedriglohnsektor als auch die Lohndiskriminierung negativ aus. Dementsprechend beziehen auch mehr Frauen als Männer Grundsicherung im Alter. Offizielle Zahlen täuschen leicht über diesen Missstand hinweg. Einer Berechnung der Hans-Böckler-Stiftung zufolge nehmen 68 Prozent der über 64 Jährigen ihren Anspruch auf staatliche Unterstützung nicht wahr.

Die strukturelle Diskriminierung von Frauen muss mit einem ganzen Paket von Maßnahmen bekämpft werden, die teilweise erst langfristig wirken werden. So müssen unter anderem ewiggestrige Rollenbilder gebrochen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf politisch gefördert werden.

Ein Schritt, der nicht erst morgen, sondern schon heute wirken würde, wäre übrigens die sofortige Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro – und zwar ohne Ausnahmen! Dies würde in erster Linie Frauen zugute kommen, weil vor allem Frauen im Niedriglohnsektor beschäftigt sind. Ungefähr 25 Prozent der weiblichen Beschäftigten hätten dann sofort Anspruch auf eine ordentliche Lohnerhöhung.


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