Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack fordert mehr Investitionen in die Modernisierung und Qualität von Berufsschulen. Die Berufsschulen seien "vielfach noch nicht fit für die Arbeitswelt 4.0". Allzu oft mangele es an der technischen Ausstattung, an einem flächendeckenden Berufsschulangebot oder dem Lehrkräftenachwuchs.
DGB/Simone M. Neumann
Anlässlich des "FührungskräfteKongress 2016 - Berufliche Schulen 4.0" sagte Elke Hannack: "Nachdem mit Hilfe des Hochschulpaktes über Jahre hinweg hohe Summen in die Hochschulen investiert wurden, müssen Bund und Länder jetzt in die Modernisierung und Qualität der Berufsschulen investieren. Wir brauchen einen Berufsschulpakt um die Berufsschulen technisch und pädagogisch zu modernisieren. Bund und Länder müssen dafür deutlich mehr Geld in die Hand nehmen und auch die Personalentwicklung gezielt fördern. Die KfW sieht allein einen Sanierungsstau von 34 Milliarden Euro bei allgemeinbildenden und beruflichen Schulen."
Woran es an Berufsschulen offenbart mangelt, hatte bereits 2012 der Ausbildungsreport der DGB-Jugend gezeigt: Nur etwa zwei Drittel der Befragten Auszubildenden waren der Meinung, dass ihre Berufsschule "immer" oder "häufig" über aktuelle Unterrichtsmaterialien, technische Gerätschaften und ähnliches verfügt, die das Lernen im Unterricht erfolgreich unterstützen. Heißt im Umkehrschluss: An rund einem Drittel der deutschen Berufsschulen stehen nicht immer passendes Unterrichtsmaterial und Technik zur Verfügung. Auszubildende, an deren Schule das der Fall war, äußerten sich deutlich unzufriedener mit der fachlichen Qualität des Berufsschulunterrichts: Während 67,4 Prozent der Auszubildenden, die mit der Ausstattung an ihrer Berufsschule zufrieden sind, deren fachliche Qualität insgesamt mit "sehr gut" oder "gut" bewerteten, lag dieser Anteil nur bei gut einem Fünftel (21,7 Prozent), wenn die Auszubildenden mit den Bedingungen an ihrer Schule unzufrieden sind.
DGB-Jugend, Ausbildungsreport 2012
"Die Berufsschulen besitzen allzu oft nicht die nötigen Ressourcen, um ihren Schülerinnen und Schülern die neuesten Technologien und Unterrichtsmaterialien bereitzustellen beziehungsweise neue Techniken und Verfahren zu vermitteln", so Hannack. "Abgesehen von dem teilweise schlechten Zustand der Schulgebäude ist oft auch die Sachausstattung im elektronischen Bereich mangelhaft." PC-Programme, Dokumentenbücher, Medienverwaltung, Notenverwaltung oder Klassentagebücher seien oft nicht vorhanden oder nicht "up to date". Smartboards und WIFI in den Schulgebäuden seien längst noch kein Standard, sondern eher die Ausnahme. Neben der Gebäudesanierung müsse deshalb auch die technische Infrastruktur ausgebaut werden.
"Kompetente Lehrkräfte sind die Grundvoraussetzung für gute Berufsschulen", so Hannack. "Doch qualifiziertes pädagogisches Personal ist oft schwer zu finden. Insbesondere im gewerblich-technischen Bereich stehen wir vor einer großen Pensionierungswelle. Nach Prognose der Kultusminister gibt es gerade dort einen enormen Fachkräftebedarf."