Deutscher Gewerkschaftsbund

25.04.2014

EU-Jugendarbeitslosigkeit: Unternehmen an Kosten für Ausbildung beteiligen

Mit dem Programm MobiPro-EU wollte die Bundesregierung jungen Europäern aus den Krisenstaaten eine Berufsausbildung in Deutschland ermöglichen. 9.000 Jugendliche kamen nach Deutschland. Jetzt ist der Topf leer, neue Anträge werden nicht mehr angenommen. Versagt Deutschland bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit? Ein Interview mit der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Elke Hannack.

Elke Hannack: Da hilft ein nüchterner Blick auf die Zahlen: Wir haben zurzeit fast sechs Millionen junge Arbeitslose in Europa. Mit Hilfe des Programms MobiPro-EU kamen gerade einmal 9.000 Jugendliche nach Deutschland, weitere 2.500 Anträge warten noch auf Bearbeitung. Damit ist klar: Die Frage der europäischen Jugendarbeitslosigkeit wird nicht über das Programm MobiPro-EU gelöst. Es ist vor allem eine Millionen-Subvention für Betriebe, die hierzulande Schwierigkeiten haben Azubis zu finden – oftmals auch, weil sie eine schlechte Ausbildung bieten.

Also ist es für den DGB in Ordnung, wenn die Förderung eingestellt wird?

Alle Jugendlichen, die bereits eine feste Zusage haben, brauchen Sicherheit. Ihnen muss der Staat eine Förderung bis zum Abschluss der Ausbildung garantieren. Grundsätzlich muss die Regierung die Finanzierung des Programms aber auf neue Beine stellen.

Wie soll das aussehen?

Bisher haben die Betriebe die Jugendlichen doch auf dem Silbertablett serviert bekommen. Zurzeit subventioniert der Staat jeden einzelnen Ausbildungsplatz im Rahmen dieses Programms mit bis zu 30.000 Euro. Er übernimmt Kosten für Heimreisen, für Deutschkurse, für die Unterkunft, für eine sozialpädagogische Begleitung. All das ist bitter nötig. Und es war auch in Ordnung, dass der Staat in den ersten Jahren – praktisch als Anschub – diese Kosten übernommen hat.

Und jetzt sollen sich die Arbeitgeber finanziell beteiligen?

Es kann kein dauerhafter Zustand sein, dass ein betrieblicher Ausbildungsplatz mit zehntausenden Euro subventioniert wird. Deshalb müssen die Betriebe in Zukunft mindestens die Hälfte der geförderten Kosten übernehmen. Ansonsten sozialisieren wir die Kosten der betrieblichen Ausbildung – und das wäre ein fataler Weg.

Was leisten die Gewerkschaften für diese jungen Azubis aus Europa?

 Junge Europäer, die für eine Ausbildung nach Deutschland kommen, sind unsere Kolleginnen und Kollegen. Wir setzen uns selbstverständlich auch bei ihnen für eine gute Ausbildung ein. Diese Jugendlichen dürfen keine Auszubildenden zweiter Klasse sein. Allzu oft gibt es aber noch Probleme. Viele von ihnen erreichen auch das zweite Ausbildungsjahr nicht. Deshalb brauchen wir eine intensive qualitative Begleitung dieses Programms. Wir dürfen aber auch nicht vergessen: 1,4 Millionen Menschen junge Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren in unserem Land haben keinen Berufsabschluss. Diese Generation dürfen wir nicht abhängen.


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