Kaum eine Versicherung ist wichtiger, kaum eine ist für manche Menschen so schwer zu bekommen: Die Berufsunfähigkeitsversicherung springt ein, wenn jemand seinen Job aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann. Doch die Policen sind oft teuer – und wer bereits eine Vorerkrankung hat oder ein hohes Risiko hat bekommt oft keine. Die wichtigsten Tipps und Infos im Überblick.
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Es kann jeden treffen: Laut Statistik muss jeder vierte Arbeitnehmer seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aufgeben oder ganz aus dem Berufsleben ausscheiden. Damit sind oft große finanzielle Probleme verbunden: Die staatliche Absicherung, die Erwerbsminderungsrente, ist sehr knapp bemessen und greift auch nicht in jedem Fall.
Die Erwerbsminderungsrente ist im so genannten Rentenpaket der Bundesregierung von 2014 verbessert worden. Diese Verbesserungen der Berechnung der Erwerbsminderungsrente (Verlängerung und bessere Bewertung der Zurechnungszeiten) seien "ein wichtiger Schritt" gewesen, so der DGB. "Da die Abschläge auf die Erwerbsminderungsrente unverändert bestehen bleiben, bleibt der Umfang der Leistungsausweitung jedoch leider eng begrenzt. Die Gefahr von Armut wird für erwerbsgeminderte Menschen damit nur in geringem Umfang gedämpft", bewertete der DGB die Reform.
Mehr Infos in: DGB sozialpolitik aktuell Nr. 4/2014
So bekommen Menschen, die nach dem 1. Januar 1961 geboren wurden, nur dann die volle Erwerbsminderungsrente, wenn sie weniger als drei Stunden am Tag arbeiten können – egal im welchem Beruf. Das heißt: Auch Akademikern oder Facharbeitern kann zugemutet werden, eine Hilfstätigkeit auszuüben.
Jeder, der auf sein Arbeitseinkommen angewiesen ist und seinen Lebensunterhalt nicht aus anderen Quellen bestreiten kann, sollte sich deshalb gegen den Verdienstausfall bei Berufsunfähigkeit schützen. Neben der Privaten Haftpflichtversicherung ist die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) die wichtigste Versicherung überhaupt. Allerdings: Die Policen sind oft teuer; vor allem dann, wenn man schon älter ist oder zu einer Risikogruppe gehört. Ein Maurer etwa zahlt für denselben Schutz deutlich mehr als ein Diplomkaufmann – weil Menschen, die körperlich arbeiten, grundsätzliches ein höheres Risiko tragen, krank zu werden oder einen Unfall zu haben.
Die Berufsunfähigkeit bietet Schutz für den Fall, dass Versicherte ihren Beruf wegen einer Krankheit oder eines Unfalls längere Zeit oder dauerhaft nicht mehr ausüben kann.
Das Prinzip: Der oder die Versicherte vereinbart mit dem Unternehmen die Höhe der Rente und den Zeitprunkt, ab dem sie gezahlt werden soll. Dafür zahlt er Beiträge. Wie teuer der Schutz ist hängt neben der vereinbarten Rentenhöhe vom Alter, vom Beruf und vom Gesundheitsrisiko des Versicherten ab. Vor Vertragsabschluss findet oft eine Gesundheitsprüfung statt, bei der sämtliche Vorerkrankungen angegeben werden müssen. Als Faustregel gilt: Je jünger und gesünder der Versicherte und je geringer sein Risiko, desto niedriger die Beiträge.
Das bedeutet leider auch: Viele, die den Schutz dringend nötig hätten, können ihn sich nicht leisten – weil mit dem Risiko auch die Beiträge steigen. Für Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht selten fast unerschwinglich – oder sie bekommen erst gar keinen Vertrag. Wenn jemand unter Rückenprobleme leidet oder schon einmal in psychologischer Behandlung war ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Versicherer seinen Antrag ablehnt oder zumindest eine Ausschlussklausel für diese Krankheiten in den Vertrag aufnimmt. Auch bestimmte Berufsgruppen wie Fitnesstrainer, Berufsmusiker oder Fotodesigner werden häufig generell abgelehnt – egal, wie jung und gesund sie sind.
Die Versicherer arbeiten nach unterschiedlichen Kriterien. Ein Beschäftigter, der bei einem Unternehmen abgelehnt wird, hat durchaus die Chance, bei einem anderen Anbieter einen Vertrag zu bekommen. Allerdings: Versicherer sammeln Daten über ihre Kunden und eingegangene Anträge in einer zentralen Wagnisdatei. Wer einmal abgelehnt wurde hat es in der Regel schwerer, woanders einen Vertrag zu bekommen. Deshalb ist es vor allem für Menschen mit einer gesundheitlichen Vorbelastung sinnvoll, eine anonyme Risikovoranfrage zu stellen und sich dabei von einem unabhängigen Versicherungsberater oder -makler unterstützen zu lassen.