Deutscher Gewerkschaftsbund

13.03.2013

Berufsbildungsbericht: Betriebe müssen Einstellungsverhalten ändern

Laut Berufsbildungsbericht der Bundesregierung hat 2012 nur noch jedes fünfte Unternehmen in Deutschland ausgebildet. „Angesichts des ständigen Klagens über fehlende Fachkräfte hätte man erwarten können, dass Unternehmen die Gelegenheit nutzen und sich für die Zukunft gut qualifizierte Mitarbeiter sichern“, kritisiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock.

Ingrid Sehrbrock erläutert:

„Stattdessen bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt enttäuschend. Zwar verzeichnet die Wirtschaft seit 2001 rund 178.000 weniger Bewerber. Die Arbeitgeber haben dies jedoch kaum genutzt, um junge Menschen auszubilden, die bisher keine Chance hatten. Im Gegenteil, das Ausbildungsengagement der Unternehmen hat einen historischen Tiefstand erreicht: Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist auf 551.271 Neuabschlüsse gefallen. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 3,2 Prozent. Einen niedrigeren Wert gab es seit der Wiedervereinigung lediglich im Jahr 2005. Die Quote der ausbildenden Betriebe hat ebenfalls ein historisches Tief erreicht. Nur noch 21,7 Prozent der Betriebe bilden aus.*

Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, dass im Berufsbildungsbericht 2013 von einer guten Situation für ‚viele Jugendliche’ die Rede ist. Allein 1,39 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 29 Jahren sind ohne Berufsabschluss. Damit liegt der Anteil der ausbildungslosen Jugendlichen bei 14,1 Prozent. Die hohe Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss passt nicht zu den Erfolgsmeldungen.

Um die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern, sind die Betriebe gefordert, ihr Einstellungsverhalten zu verändern. Die faktische Abschottung vieler Ausbildungsberufe für Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen muss beendet werden. Hierzu brauchen die Unternehmen auch Unterstützung. Ausbildungsbegleitende Hilfen müssen als Regelangebot für die Betriebe ausgebaut werden. Die Betriebe müssen ausbildungsreif werden. Auch die hohe Quote der Ausbildungsabbrüche in einigen Branchen wirft kein gutes Licht auf die Qualität der Ausbildung. Es ist Aufgabe der zuständigen Stellen, die Qualität der Ausbildung in den Betrieben und die Ausbildungsreife der Unternehmen durch eine stärkere Überprüfung und Unterstützungsmaßnahmen zu gewährleisten.

Es hat sich gezeigt, dass so genannte theoriegeminderte, praxisorientierte Angebote mit 2-jähriger oder sogar 1-jähriger Ausbildungsdauer keine Lösung sind. Für benachteiligte Jugendliche bedarf es ergänzender Angebote im Rahmen von Berufsausbildungsvorbereitung, wie sie beispielsweise in dem Modell ‚Start in den Beruf’ der Chemiesozialpartner angeboten werden.“


*) (2010: 22,5 Prozent, 2009: 23,5 Prozent, 2008: 24 Prozent, 1999: 23,6 Prozent).


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