„Politikverdruss und Politikerverachtung“ – dazu führen „heute show“ und Co. laut dem ehemaligen Bild-Kolumnisten Hugo Müller-Vogg. Eine Studie des Medienwissenschaftlers Bernd Gäbler für die Otto-Brenner-Stiftung kommt zu einem ganz anderen Ergebnis.
Satiresendungen boomen im Fernsehen. Die „heute show“ hat seit Jahren regelmäßig mehr ZuschauerInnen als das „heute journal“. Aber steigern Satiresendungen die Politikverdrossenheit – oder wecken sie Interesse an Politik? Diese Frage hat der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler in einer neuen Studie der Otto-Brenner Stiftung untersucht.
DGB/Simone M. Neumann
Satire ersetzt Journalismus nicht
Für die Untersuchung unter dem Titel „Quatsch oder Aufklärung?“ hat der Professor an der Bielefelder Fachhochschule des Mittelstandes die „heute show“, „Die Anstalt“ und „extra 3“ unter die Lupe genommen und alle in der ersten Jahreshälfte 2016 gesendeten Folgen analysiert und miteinander verglichen. Dabei kommt Gäbler, ehemaliger Leiter des Grimme-Instituts, zu dem Ergebnis: „Alle drei Sendungen bereichern auf ihre Weise die Fernsehlandschaft.“ Die Satire-Sendungen förderten nicht Gleichgültigkeit und Politikerverachtung, wie ihnen oft vorgeworfen wird. Neben Spaß und Unterhaltung würden sie auch viel Aufklärung bieten. Dennoch: „Die Satire darf und wird den Journalismus nicht ersetzen, und sie ist erst recht nicht der bessere Journalismus.“ Aber die Witze könnten Ausgangspunkt sein für eine ernste Beschäftigung mit Politik.
Auf der Internetseite der Brenner-Stiftung können Interessierte die 108-seitige Studie kostenfrei bestellen, lesen und herunterladen
Die Stiftung wird das Thema „Witz und Politik in TV-Satiresendungen“ auch in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen Medienpolitischen Tagung am 15. November stellen. Hier gehts zur Anmeldung...