Deutscher Gewerkschaftsbund

19.09.2014
klartext 27/2014

Die „Abschaffung“ des Solis ist ein Taschenspielertrick

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will nach einem Medienbericht den Solidarzuschlag abschaffen. Im Gegenzug sollen jedoch Einkommen- und Körperschaftssteuer angehoben werden.  Die Einnahmen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden würden dadurch neu verteilt. Der DGB lehnt den Vorschlag als unsolidarisch ab, denn profitieren würden vor allem die reichen Regionen.

Kaum noch mehr als fünf Jahre, dann werden die wichtigsten Regeln zur Aufteilung der Steuereinnahmen zwischen Bund, Ländern und Kommunen Geschichte sein. Noch ist offen, wie dann ein gutes Viertel aller Steuereinnahmen, nämlich die Umsatzsteuer, zwischen Bund, Ländern und Gemeinden aufgeteilt werden. Auch der eigentliche Länderfinanzausgleich, der dazu beiträgt die unterschiedliche Finanzkraft der Länder anzunähern, läuft dann aus. Für die ostdeutschen Länder kommt hinzu, dass mit Ende des Jahres 2019 der Solidarpakt II endet.

Keine Neuverschuldung ab 2020

Für strukturschwache Regionen im Westen ist der Übergang ins nächste Jahrzehnt ebenfalls ein neuralgischer Zeitpunkt. Dann endet die Förderperiode der EU-Strukturfonds, aus denen Deutschland bis dahin mehr als 19 Milliarden Euro erhalten soll. Richtig Druck in den Kessel bringt schließlich die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse: Während dem Bund noch ein kleiner Spielraum verbleibt, dürfen sich ab dem Jahr 2020 die Länder im Grundsatz keine Neuverschuldung mehr erlauben. Anlass genug, endlich tragfähige Anschlusslösungen zu finden.

Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) und Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz (SPD) haben nun mit ihren Ideen zur Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen dem Bund und den Ländern für Aufsehen gesorgt. Ein zentraler Punkt ist dabei, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen. Wer schon auf einen höheren Nettolohn hofft, freut sich aber zu früh. Für Steuerpflichtige würde sich faktisch nichts ändern. Nach Scholz & Schäuble sollen nämlich mit dem Wegfall des Solis die Einkommen- und die Körperschaftsteuer entsprechend angehoben werden. Was sich jedoch ändern würde, wäre die Aufteilung der Einnahmen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Der Soli, der derzeit nur dem Bund zusteht und mit dem eigentlich der Solidarpakt II finanziert werden sollte, müsste mit den Ländern und Kommunen geteilt werden

Länderfinanzausgleich

DGB

Streitpotential wächst

„Prima!“ möchte man angesichts leerer Kassen in Stadt und Land rufen. Aber: Davon profitierten jene Regionen überdurchschnittlich, die bereits heute ein besseres Einnahmeniveau haben. Dort, wo die Einnahmen bisher schon viel zu knapp waren, fiele der Zuwachs vergleichsweise gering aus und würde vielerorts andere, künftig versiegende Quellen nicht wettmachen. Damit wachsen letztlich die Finanzkraftunterschiede zwischen den Ländern und damit das ohnehin hohe Streitpotential beim Länderfinanzausgleich (vgl. Tabelle). Das ist das genaue Gegenteil einer solidarischen Lösung, letztlich ein Taschenspielertrick.

Auch wenn in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen die Finanzkraft noch am höchsten ist, so bleibt auch dort mangels Geld vieles liegen, was angepackt werden müsste. Die Wiedererhebung der Vermögensteuer und die Beseitigung der Umgehungsmöglichkeiten bei der Erbschaftsteuer würde diesen Länder weit mehr in die Kasse spülen, als sie für den Finanzausgleich berappen müssen. So schafft man Voraussetzungen für faire Kompromisse!


Nach oben

Finde deine Gewerkschaft

Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter halten Fahnen hoch: Grafik
DGB
Rechtsschutz, tarifliche Leistungen wie mehr Urlaubstage und Weihnachtsgeld, Unterstützung bei Tarifkonflikten und Weiterbildung – dies sind 4 von 8 guten Gründen Mitglied in einer DGB-Gewerkschaft zu werden.
weiterlesen …

Der DGB-Tarifticker

Ge­werk­schaf­ten: Ak­tu­el­le Ta­rif­ver­hand­lun­gen und Streiks
Gewerkschafter*innen auf Demonstration für besseren Tarif
DGB/Hans-Christian Plambeck
Aktuelle Meldungen zu Tarifverhandlungen, Tariferfolgen und Streiks der acht Mitgliedsgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
weiterlesen …

RSS-Feeds

RSS-Feeds: Un­se­re In­hal­te – schnell und ak­tu­ell
RSS-Feed-Symbol im Hintergrund, im Vordergrund eine Frau, die auf ihr Handy schaut
DGB
Der DGB-Bundesvorstand bietet seine aktuellen Meldungen, Pressemitteilungen, Tarifmeldungen der DGB-Gewerkschaften sowie die Inhalte des DGB-Infoservices einblick auch als RSS-Feeds.
weiterlesen …

Direkt zu deiner Gewerkschaft

Zu den DGB-Gewerkschaften

DGB