Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Der Azubi-Mangel konzentriert sich dabei auf 10 Branchen, zeigt eine DGB-Expertise. Das Problem ist hausgemacht, sagt DGB-Vize Elke Hannack. „Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr“.
DGB/Simone M. Neumann
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist 2015 auf 41.000 gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr (2014) ist das ein Plus von 10,4 Prozent. Damit blieben 7,5 Prozent der betrieblichen Angebote unbesetzt. Und das, obwohl rund 81.000 Bewerberinnen und Bewerber derzeit einen Ausbildungsplatz suchen – doppelt so viele wie offene Stellen.
Auffällig ist laut einer aktuellen DGB-Expertise, dass es längst nicht alle Ausbildungsberufe Besetzungsprobleme haben. Vor allem 10 Berufe aus dem Hotel- und Gastronomiebereich sowie aus dem Handwerk haben hohe Besetzungsprobleme – und das seit Jahren.
Der DGB hat sich diese Ausbildungsberufe genauer angeschaut: Wie hoch ist die Abbrecherquote? Wie hoch ist die Misserfolgsquote bei den Prüfungen? Wie schneiden die Berufe bei den Befragungen von Auszubildenden im Ausbildungsreport der DGB-Jugend ab?
Berufe mit einem hohen Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen am betrieblichen Gesamtangebot | |
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DURCHSCHNITT |
7,5 % |
Berufsbezeichnung |
unbesetzte Ausbildungsplätze |
Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau |
35,2 % |
Fleischer/Fleischerin |
35,1 % |
Fachverkäufer/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk |
33,0 % |
Klempner/Klempnerin |
30,6 % |
Fachmann/Fachfrau für Systemgastronomie |
29,8 % |
Bäcker/Bäckerin |
27,2 % |
Gerüstbauer/Gerüstbauerin |
22,0 % |
Tierwirt/Tierwirtin |
21,3 % |
Gebäudereiniger/Gebäudereinigerin |
20,9 % |
Koch/Köchin |
20,4 % |
Die Ergebnisse sind eindeutig:
In nahezu allen Punkten gibt es, so die Expertise, erhebliche Mängel, die Fragen nach der „Ausbildungsreife der Betriebe“ in diesen Branchen aufwerfen. Dies gilt gerade für die Hotel- und Gastronomiebranche, aber auch für viele Handwerksberufe.
Für die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack ist damit klar: „Der Azubi-Mangel in einigen Branchen ist hausgemacht. Unternehmen, die junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausnutzen, dürfen sich nicht wundern, wenn sich niemand mehr bewirbt. Wer junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen möchte, sollte nicht Hochglanzkampagnen an Gymnasien starten. Die Initiative der Bundesbildungsministerin verfehlt das Thema. Vielmehr muss die Ausbildung in den Betrieben besser gemacht werden, sonst machen die jungen Menschen weiterhin zurecht einen Bogen um diese Berufe. Wenn Betriebe attraktiv sein wollen, müssen sie ihre Auszubildenden besser bezahlen, die Qualität der Ausbildung verbessern, mehr Auszubildende übernehmen und die Ausbildungsbedingungen erheblich verbessern.“ Die Bundesregierung müsse jetzt handeln, so Hannack und eine Qualifizierung des betrieblichen Ausbilder verbindlich vorschreiben.
Mit Blick auf den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung sagt Elke Hannack zur Bildungssituation von jungen Frauen: „Junge Frauen haben in aller Regel bessere Schulabschlüsse, aber ihr Bildungsvorsprung geht schnell verloren, wenn es um Beruf und Karriere geht. Geschlechtsstereotype beeinflussen Berufswahl und Ausbildungswege. Schon in der Berufsausbildung zeichnet sich eine Lücke bei der Vergütung ab, wenn es um typische Frauen- oder Männerberufe geht. Die ‚Bildungsexpansion‘ junger Frauen wird nicht entsprechend in Ausbildungs- und Arbeitskarrieren umgesetzt. In der Berufsorientierung müssen Rollenklischees aufgebrochen und die gesamten Talente der jungen Frauen gefördert werden.“
DGB-Expertise zu den Schwierigkeiten der Betriebe bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen