Deutscher Gewerkschaftsbund

05.08.2010

"MEHR Männer in Kitas" - Modellprojekt mit Lücken

Männern jenseits der traditionellen Männerberufe eine Perspektive zu eröffnen, darauf zielt ein neues Projekt der Bundesfamilienministerin.

Es ist das neue Projekt von Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder. Um Männern jenseits der traditionellen Männerberufe eine neue Perspektive zu eröffnen, startet ab 2011 das ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“. Gefördert werden Träger von Kindertageseinrichtungen, die Maßnahmen und Strategien zur Erhöhung des Männeranteils im Erzieherberuf entwickeln. Das Projekt ist durchaus positiv zu bewerten. Es weist aber auch Lücken auf.

Das Interesse von Männern am Erzieherberuf wecken, sie bei ihrer Entscheidung zu einer Umschulung unterstützen und ihre Berufszufriedenheit langfristig sichern. Das ist das Ziel des ESF-Modellprogramms „MEHR Männer in Kitas“. Es richtet sich vor allem an Männer aus Handwerksberufen, die schlechte bis gar keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Sie würden aus der Arbeitslosigkeit herausgeführt, könnten verborgene Fähigkeiten entdecken und im Laufe ihrer Ausbildung neue Kompetenzen erwerben. Dies wäre ein Gewinn für jede Kindertagesstätte.

Bereits im Jahr 1996 hat das EU-Netzwerk „Kinderbetreuung“ empfohlen, dass 20 Prozent des Personals in Kitas Männer sein sollten. Der derzeitige Männeranteil beträgt in Deutschland gerade einmal 2,4 Prozent. Eine Erhöhung entsprechend dem EU-Ziel würde bedeuten, 66.000 Männer neu einzustellen. Das Modellprojekt soll dieses Ziel in einem Zeitraum von drei Jahren befördern.

Es muss eine grundlegende Qualitätsoffensive stattfinden

Um Männer langfristig für den Beruf des Erziehers zu gewinnen, reicht eine dreijährige Strategieoffensive längst nicht aus. Wir brauchen insgesamt eine grundlegende Qualitätsoffensive in der frühkindlichen Erziehung und Bildung. Dazu gehört eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, des Einkommens und der Berufsperspektiven.

Nicht nur für Männer muss der Erzieherberuf attraktiver gestaltet werden. „Was für den Erzieher gelten soll, muss auch für die Erzieherin gelten, die bereits in der Kinderbetreuung beschäftigt ist. Wir benötigen eine gesamtgesellschaftliche Aufwertung des Berufsfeldes. Wird die Qualität nicht im Ganzen angehoben, wird auch die Attraktivität nicht steigen. Dann ist zu bezweifeln, dass das Projekt von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder gelingt“, erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock.

Wir brauchen keine Ausbildung zweiter Klasse

Die Anforderungen an Kindertageseinrichtungen sind enorm gestiegen. Kitas sind längst keine bloßen Betreuungseinrichtungen mehr. Heute geht es um individuelle Bildungspläne und -begleitung, um Sprachförderung und Ganztagsbetreuung. Der Erfolg der frühkindlichen Erziehung und Bildung ist stark von einer qualifizierten Ausbildung der Erzieher/innen abhängig.

„Deshalb muss genau auf die Qualität der geplanten Umschulungsmaßnahmen geschaut werden. Wir brauchen keine Ausbildung zweiter Klasse. Dies wäre auch vor dem Hintergrund des steigenden Fachkräftemangels kontraproduktiv. Wir brauchen hochqualifizierte und motivierte Erzieherinnen und Erzieher“, so Sehrbrock.

Zu klären sei auch, welche Eignungen und Berufserfahrungen Männer konkret mitbringen müssten, um sich für eine Umschulung zu qualifizieren. Da sich das ESF-Programm an Männer richtet, die i.d.R. klassische Männerberufe erlernt haben, müsse mittels einer Motivations- bzw. Eignungsprüfung sichergestellt werden, dass sie die Erzieherausbildung mit Erfolg durchlaufen und anschließend motiviert im Beruf arbeiten könnten.

Sehrbrock: „Auch wenn das Projekt von Frau Schröder gute Ansätze birgt. Mit Blick auf das Ziel, ab 2013 für 35 Prozent der unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz zu schaffen, werden die geplanten Umschulungsmaßnahmen für Männer nicht ausreichen. Wir müssen gleichzeitig junge Frauen und Männer für eine Ausbildung begeistern und dringend entsprechende Ausbildungskapazitäten schaffen.“

 


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