Deutscher Gewerkschaftsbund

24.04.2017
Hans-Böckler-Stiftung

Von wegen Gleichstellung: Frauen arbeiten oft unbezahlt

Partnerschaftliche Aufteilung von Hausarbeit und Pflege in weiter Ferne

Frauen und Männer arbeiten im Schnitt knapp acht Stunden am Tag. Der große Unterschied: Männer gehen vor allem bezahlter Erwerbsarbeit nach, Frauen verbringen deutlich mehr Zeit mit Hausarbeit und Pflege - auch wenn sie selbst berufstätig sind. Das wirkt sich negativ auf ihr Einkommen, ihre Karriere und ihre Alterssicherung aus.

Hand mit Gummihandschuh putzt Herd

DGB/dolgachov/123rf.com

1,6 mal so viel unbezahlte Arbeit

Auch im 21. Jahrhundert sind Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Haushalt immer noch vor allem Frauensache. Das belegt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Danach arbeiten berufstätige Frauen täglich 1,6 mal so lange unbezahlt wie Männer - obwohl sich viele Paare eine partnerschaftliche Arbeitsteilung wünschen.

Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Im Detail: Die Auswertung der Daten hat gezeigt, dass Frauen im Alter von 18 bis 64 Jahren 2,4 mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit und 1,6 mal so viel Zeit für Hausarbeit verwenden wie Männer derselben Altersgruppe. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei Erwerbstätigen mit Kindern - vor allem dann, wenn die Kinder unter sechs Jahren alt sind.

Kleinkinder sind vor allem Frauensache

So arbeiten vollzeitbeschäftigte Väter von kleinen Kindern zwar insgesamt 9,11 Stunden am Tag, verbringen davon aber nur ein Drittel mit Hausarbeit, Kindererziehung und möglichen Pflegeaufgaben. Vollzeitbeschäftigte Mütter dagegen wenden dafür mehr als die Hälfte ihrer gesamten Arbeitszeit dafür auf. Bei teilzeitbeschäftigten Frauen liegt die Quote sogar bei 70 Prozent.

 

Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack DGB/Simone M. Neumann

Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende: Die Hausarbeit muss besser partnerschaftlich geteilt werden. Dafür brauchen wir auch Gesetze, die dies fördern, zum Beispiel das Rückkehrrecht aus Teilzeit- in Vollzeitarbeit.“

Weniger Zeit für Erwerbsarbeit

Viel Zeit für Familie und Haushalt: Das geht nur, wenn die Arbeitszeit im Beruf entsprechend reduziert wird. Fast jede zweite Frau in Deutschland arbeitet in Teilzeit. Bei Müttern ist Vollzeitarbeit die Ausnahme, bei Vätern dagegen die Regel. Das wiederum wirkt sich auf das Einkommen, die Karriere und die Alterssicherung von Frauen aus: In allen Bereichen stehen sie hinter den Männern zurück.

Politik muss bessere Bedingungen schaffen

Fazit der Wissenschaftler: Von einer gleichmäßigen Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen kann keine Rede sein. Und so lange das so bleibt, ist eine Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft nicht zu erreichen.


Hans-Böckler-Stiftung: Erwerbstätige Frauen arbeiten täglich 1,6-mal so lang unbezahlt wie Männer


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