Die spanische Stadt Santander ist näher dran an diesen Zukunftsvisionen als jede andere Stadt in Europa. Denn Santander ist die erste europäische "SmartCity": 20.000 Sensoren sind in der Stadt angebracht und erfassen Verkehr, Wetter oder auch die Bewegung von Fußgängern.
Tausende Sensoren in #SmartCity Santander. Wie das Projekt läuft, erfahren wir an d.Universität Cantabria @SKoerzell pic.twitter.com/A9UoeTADO9
— DGB-Bundesvorstand (@dgb_news) 1. März 2018
Das "SmartSantander-Projekt" ist ambitioniert. Die Sensoren erfassen diverse Aspekte, die für die Infrastruktur, den öffentlichen Dienst und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt relevant sind.
Manche Sensoren erfassen freie Parkplätze, andere sind an Mülltonnen angebracht und erkennen, wenn diese voll sind. Dann kommt die Müllabfuhr – Vorteil für die Stadt: Die Müllabfuhr muss auf ihren Touren nicht alle Mülltonnen anfahren, sondern nur die, die tatsächlich voll sind. Ein effektives System.
Wieder andere Sensoren messen Wetter und Witterung: Die öffentlichen Grünanlagen der Stadt werden über automatische Bewässerungssysteme nur dann bewässert, wenn es auch tatsächlich notwendig ist.
Und auch die öffentlichen Straßenlaternen in Santander sind mit Sensoren ausgestattet: Sie schalten sich über Bewegungsmelder automatisch ein, wenn Fußgänger oder Autos vorbeikommen. Die übrige Zeit leuchten sie nur "gedimmt". So hat Santander 25 Prozent seiner Energiekosten für die Beleuchtung eingespart.
Doch es gibt auch Kritik: Smart-City-Konzepte nutzen zwar in vielen Fällen der Stadt und den Bürgerinnen und Bürgern – hinter den Konzepten stehen aber nicht selten kommerzielle Interessen von Unternehmen, die mit der Digitalisierung der städtischen Infrastruktur Geld verdienen wollen, nicht zuletzt mit den gesammelten Daten. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat deshalb im "BERLINER MANIFEST: ÖFFENTLICHE DIENSTE 2.0" zehn Aspekte formuliert, die digitalisierte und vernetzte öffentliche Dienste künftig erfüllen müssen, um weiter "gemeinwohlorientiert" zu sein.
Gespräch mit Pedro Casares von der PSOE Santander zur Smart City. Pedro ist Kandidat zu den Bürgermeisterwahlen im Jahr 2019. Er setzt bei der Smart City auf Bürgerbeteiligung und die Beteiligung der Gewerkschaften und Beschäftigten. @dgb_news @_FreMo @psoesantander pic.twitter.com/5axSkntBwB
— Stefan Körzell (@SKoerzell) 28. Februar 2018
Und bei allen Vorteilen der "vernetzten Stadt", stellen sich sowohl für Bürgerinnen und Bürger als auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (zum Beispiel im Öffentlichen Dienst) viele Fragen: Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Gehen Arbeitsplätze verloren oder entstehen gar neue? Bleibt die neue digitale Infrastruktur in öffentlicher Hand – oder wird sie privatisiert?
Gespräch mit der Bürgermeisterin von Santander, Gema Igual Ortiz zur Smart City. Leider konnte sie uns nicht beantworten wie sie die Gewerkschaften und Beschäftigten in dem Prozess beteiligt! @dgb_news @_FreMo @UGT_Comunica pic.twitter.com/yqPT3WeC7o
— Stefan Körzell (@SKoerzell) 28. Februar 2018
Der Kölner Stadt-Anzeiger (KSTA) hat über den Besuch der DGB-Delegation in Santander berichtet: "Besucher aus aller Welt bestaunen, wie Santander eine "Smart City" wurde - doch nicht alles läuft rund", lautet das Resümee. Die spanische Gewerkschaft UGT berichtet etwa, dass weder Bürgerinnen und Bürger noch die Beschäftigten in das Projekt einbezogen worden seien. "Das läuft für mich an den Menschen vorbei. Aber so ein Projekt kann nur mit den Menschen funktionieren. Für Beschäftigte droht sonst die 'digitale Peitsche'.", so DGB-Vorstand Körzell gegenüber dem KSTA.