Jugendliche sind immer öfter arbeitslos, Kinder leben am Existenzminimum und Arbeit reicht häufig nicht zum Leben. Am heutigen Welttag für soziale Gerechtigkeit stehen viele Probleme im Fokus.
Die privaten Nettovermögen in Deutschland sind viermal so hoch wie die öffentlichen Schulden. Trotzdem verzichtet der Staat weitgehend auf eine Besteuerung großer Besitztümer. Die Deutschen sind reich. 8,6 Billionen Euro Vermögen aus Immobilien, Anlagen und Wertpapieren besitzen deutsche Verdiener. 30,6 Milliarden Euro sind 2010 vererbt worden. Doch dieser Reichtum ist ungleich verteilt. Nur ein Zehntel der Deutschen besitzt 60 Prozent des Nettovermögens laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung. Der Rest der Bevölkerung lebt ohne nennenswertes Vermögen. Vermögende müssen auf ihre privaten Anlagen meist keine Steuern zahlen. So gibt es weder eine Vermögenssteuer, noch ist Besitz von der Erbschaftssteuer betroffen.
Gleichzeitig leben viele Menschen am Existenzminimum. So sind viele, die arbeiten, trotzdem arm, wie eine DGB-Analyse zeigt. So arbeiten etwa ein Viertel aller Hartz-IV-Empfänger zusätzlich. DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy erklärt:„ Hartz IV ist keinesfalls nur ein Fürsorgesystem für Erwerbslose, es muss häufig auch ein sehr niedriges Erwerbseinkommen auf das gesellschaftliche Existenzminimum anheben.“ Doch nicht nur Deutschland hat mit sozialen Problemen zu kämpfen. Zum Welttag für soziale Gerechtigkeit machen die Vereinten Nationen auf die global brennenden Probleme aufmerksam.
Weltweit finden junge Menschen finden immer seltener Arbeit. Die Wirtschaftskrise habe die Jugendarbeitslosigkeit so stark anschnellen lassen wie nie zuvor, nämlich auf das Doppelte, so ein Bericht der Vereinten Nationen. 75,8 Millionen Menschen unter 31 Jahren sind demnach weltweit ohne Arbeit, viele von ihnen gerade in arabischen Ländern. Generalsekretär Ban Ki Moon ruft zum Handeln auf. „Wir müssen das UN-System nutzen wie noch nie zuvor, um einen neuen Sozialvertrag zu kreieren, damit es ein Wirtschaftswachstum mit Arbeitsplatzwachstum gibt.“
In Europa ist fast jeder vierte von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht, wie aus einer Statistik der EU hervorgeht. Und es sind mehr geworden. Mehr als 115 Millionen Menschen in den EU-Staaten leben an der Armutsgrenze, die meisten davon in Osteuropa. Das sind zwei Millionen mehr Menschen als noch vor drei Jahren. Sie haben weniger als 60 Prozent des nationalen Nettoeinkommens zur Verfügung oder sind vom gesellschaftlichen Leben weitestgehend ausgeschlossen und haben keinen akzeptablen Lebensstandard mehr. Besonders Kinder sind betroffen.