Deutscher Gewerkschaftsbund

30.01.2013
Regierung soll Anti-Stress-Verordnung erlassen

Klare Regeln zum Schutz vor Psycho-Stress nötig

Dauerbelastungen, Psycho-Stress und Druck im Job nehmen zu. Der DGB und seine  Mitgliedsgewerkschaften wollen gegensteuern.  Aber die geplante Unterzeichnung einer gemeinsamen „Erklärung zur psychischen Gesundheit bei der Arbeit“ von Bundesarbeitsministerium, Arbeitgeberverbänden und DGB ist an der Blockade der Arbeitgeber gescheitert.

Aus Sicht der Gewerkschaften muss die Initiative der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie aber ein Erfolg werden. „Nur so kann die psychische Gesundheit der Beschäftigten besser geschützt werden“, sagte Annelie Buntenbach bei einer Tagung des Bundesarbeitsministeriums zur psychischen Gesundheit im Arbeitsleben in Berlin.  

Jeder Zweite klagt über Stress im Job

Es besteht dringender Handlungsbedarf: Der Stressreport 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin belegt, dass Arbeit der Stressfaktor Nummer Eins ist. 43 Prozent der Berufstätigen klagen demnach über wachsenden Stress. Nach einer aktuellen Repräsentativumfrage des DGB-Index Gute Arbeit geben sogar 56 Prozent der Beschäftigten an, dass sie einer starken und sehr starken Arbeitshetze ausgesetzt seien.

Die Kosten wegen psychischer Belastungen im Arbeitsleben seien mittlerweile auf 100 Milliarden Euro jährlich gestiegen, so Annelie Buntenbach. Bei den Erwerbsminderungsrenten lautet die Diagnose heute zu 40 Prozent „Psychische Erkrankung“.  Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen spricht für 2011von 59 Millionen registrierten Arbeitsunfähigkeitstagen wegen psychischer Erkrankungen.

Arbeitgeber vernachlässigen Arbeitsschutz

„Das Hauptproblem ist, dass zu viele Arbeitgeber den Arbeitsschutz vernachlässigen und zu wenig für gute Arbeitsbedingungen tun“, erklärte Annelie Buntenbach. Die Umsetzung des Arbeitsschutzes setzt voraus, dass jedes Unternehmen die Arbeitsbedingungen untersuchen muss, um Risiken für die Gesundheit der Beschäftigten zu erkennen. Gegenwärtig kommen deutlich zu wenige Betriebe ihrer Pflicht nach, eine solche Gefährdungsbeurteilung durchzuführen.

im Hinblick auf Psychostress hat der DGB-Index Gute Arbeit 2012 ergeben, dass nur bei neun Prozent der Beschäftigten Gefährdungsanalysen durchgeführt wurden, die auch die psychischen Belastungen berücksichtigen. „Diese eklatanten Defizite der Arbeitgeber beim Arbeitsschutz müssen behoben werden“, fordert DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Klare Regeln durch Anti-Stress-Verordnung

Die Bundesregierung muss jetzt für klare Regeln durch eine Anti-Stress-Verordnung sorgen. Mehr Mitbestimmung, bessere Arbeitsbedingungen und auch Sanktionen gegen Unternehmen, die das Arbeitsschutzgesetz nicht einhalten, sind weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes für die  Beschäftigten.

Psychische Belastungen in der Arbeitswelt Die Perspektive der Sozialpartner (PDF, 34 kB)

Annelie Buntenbach, Rede bei Tagung zur psychischen Gesundheit in der Arbeitswelt, BMAS, 29.01.2013

Broschüre Wachsender Psycho-Stress, wenig Prävention - wie halten die Betriebe es (PDF, 3 MB)

DGB-Index Gute Arbeit: Ergebnisse einer Repräsentativumfrage zu psychischen Belastungen am Arbeitsplatz


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Dieser Artikel gehört zum Dossier:

Wenn die Arbeit krank macht

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