Erst kürzlich hatte der DGB die G7 aufgefordert, mehr für faire Arbeitsbedingungen entlang internationaler Produktions- und Lieferketten zu tun. Jetzt stützt ein Bericht der ILO die DGB-Forderungen: Die Jobzahl entlang weltweiter Produktionsketten explodiert – gleichzeitig sind drei Viertel der Beschäftigten weltweit in nicht abgesicherten Arbeitsverhältnissen tätig.
Gewerkschaften helfen e.V.
Nur ein Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit arbeitet in halbwegs "stabilen Beschäftigungsverhältnissen". Das zeigt der World Employment and Social Outlook 2015 (WESO) der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Drei Viertel hingegen arbeiten in wenig oder nicht abgesicherten Beschäftigungsverhältnissen. Vor allem sind sie
Einen Arbeitsvertrag, und damit die Grundlage für Arbeitnehmerrechte wie Kündigungsschutz oder einen einklagbaren Anspruch auf Bezahlung, hat mit 40 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit nur eine Minderheit der Beschäftigten.
"Die Verlagerung von typischen Beschäftigungsverhältnissen zu atypischen, nicht-standardisierten Formen der Beschäftigung geht in vielen Ländern mit wachsender Armut und Ungleichheit einher", warnt ILO-Generaldirektor Guy Ryder. "Diese Trends bergen das große Risiko, dass der Teufelskreis aus schwacher globaler Nachfrage und langsamen Jobaufbau aus der Nach-Krisen-Zeit sich zu verstetigen droht."
Ein Beispiel für zunehmende atypische Beschäftigungsverhältnisse aus dem WESO-Report: Der Anstieg der Teilzeitarbeit, besonders bei Frauen. Zwischen 2009 und 2013 sind für sie in den meisten Ländern weltweit mehr Teilzeit- als Vollzeitstellen entstanden. Guy Ryder erklärt die Problematik dahinter: "Die Zahlen zeigen eine zunehmend diversifizierte Welt der Arbeit. In einigen Fällen können nicht-standardisierte Formen von Arbeit helfen, dass Menschen überhaupt Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Diese aufkommenden Trends spiegeln aber vor allem die weitverbreitete Unsicherheit wider, der viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute ausgesetzt sind."
Der WESO-Bericht untersucht außerdem die wachsende Bedeutung der globalen Lieferketten für die weltweite Beschäftigung. 453 Millionen Menschen sind weltweit in solchen globalen Liefer- und Produktionsketten beschäftigt (verglichen mit 296 Millionen im Jahr 1995). In Taiwan (China) hängt beispielsweise die Hälfte aller Arbeitsplätze von globalen Lieferketten ab, aber auch westliche Länder sind inzwischen auf die internationalen Ketten angewiesen: Auch in der EU hängt einer von drei Arbeitsplätzen an globalisierten Produktionsketten.
"Diese Entwicklung fordert eine abgestimmte und breit angelegte politische Strategie", fordert die ILO. "Nur so können globale Lieferketten sowohl zum wirtschaftlichen Nutzen für Unternehmen und Volkswirtschaften als auch zum sozialen Wohl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den produzierenden Ländern beitragen."