Deutscher Gewerkschaftsbund

18.03.2016
klartext 11/2016

Equal Pay Day: Entgeltgleichheit für Frauen überfällig

Die durchschnittlichen Einkommensunterschiede von 21 Prozent zwischen Frauen und Männern haben für Frauen weitreichende Folgen. Fakt ist: Die Rentenlücke zwischen Frauen und Männer ist über alle Berufsgruppen hinweg mit 35 Prozent in Ost- und 61 Prozent in Westdeutschland außerordentlich hoch. Der DGB-klartext.

Frau im Büro

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Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten von Jahresbeginn bis zum 19. März in einem Unternehmen. Ihre Kolleginnen und Kollegen sind nett und es herrscht ein allgemein gutes Arbeitsklima. Sie verrichten die Arbeit gut und Ihr Arbeitgeber ist sehr zufrieden mit Ihnen. Der einzige Unterschied ist nur, dass Sie rechnerisch für zwei Monate gar kein Geld bekommen haben und Ihnen für den März nur Lohn für zwei Wochen überwiesen wird. Ihre Kollegen hingegen wurden schon seit Jahresbeginn entsprechend entlohnt. Der Grund für diese Ungleichbehandlung ist Ihr Geschlecht. Sie sind eine Frau. Willkommen in Deutschland des 21. Jahrhunderts.

Alljährlich wird am Equal Pay Day, der dieses Jahr auf den 19. März fällt, auf dieses Problem aufmerksam gemacht. Zwar schneiden die OECD-Staaten gegenüber anderen Ländern besser ab. Innerhalb dieser Ländergruppe gibt es dennoch erhebliche Unterschiede. Hohe Entgeltgleichheit gibt es in der skandinavischen Ländern, während USA und Großbritannien die Schlusslichter darstellen. Laut der International Labour Organisation (ILO) verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlichen 76,9% des Bruttogehaltes der Männer, auch wenn der gesetzliche Mindestlohn diesen Entgeltungleichheit um 1% verringert hat. Rechnerisch wären das fast drei Monate Bezahlung, die Ihnen gegenüber den männlichen Kollegen fehlen würde. Damit steht Deutschland im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld (siehe Abbildung).

Die Verdienstunterschiede in Deutschland sind allerdings je nach Branche sehr unterschiedlich. Während in der Wasserversorgung (99,6%) und im Baugewerbe (98,6%) annähernd gleiche Einkommen erzielt werden, ist der Unterschied in der Finanz- und Versicherungsbranche (72,8%) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (73,6%) sehr groß. Zu groß.

Doch damit nicht genug: Die Einkommensunterschiede haben ebenfalls Auswirkungen auf die Renten. Fakt ist: die Rentenlücke zwischen Frauen und Männer ist über alle Berufsgruppen hinweg bei 35% in Ost- und bei 61% in Westdeutschland außerordentlich hoch. Eine Zahntechnikerin muss rechnerisch ganze 12 Jahre mehr arbeiten, um die gleiche Rente wie Ihr männlicher Kollege zu beziehen.

Zurückführen lassen sich die Verdienstunterschiede auf mehrere Faktoren wie der Verlauf der Erwerbsbiografien oder die Berufswahl. Aber selbst bei identischer Qualifikation und Tätigkeit werden Frauen häufig schlechter entlohnt. Bei gleicher Arbeit bleibt eine Lohndifferenz von etwa 7%. Die Entgeltgleichheit kommt also nicht von alleine. Deshalb muss nun endlich eine gesetzliche Regelung zur Entgeltgleichheit her, damit Unternehmen dazu verpflichtet werden, ihre Entgeltpraxis zu überprüfen und diese durch geeignete Instrumente geschlechtergerecht zu gestalten. Auch der Ausbau einer hochwertigen und bedarfsgerechten Kinderbetreuung ist unabdingbar auf dem Weg zur Entgeltgleichheit. So sollten Investitionen in eine geschlechtergerechte Zukunft eine Selbstverständlichkeit sein.


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