Deutscher Gewerkschaftsbund

24.06.2015
162.000 Stellen fehlen bundesweit

Proteste für bessere Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern

ver.di-Protestaktion auch in Berlin

Mit einer Protestkette von der Nordsee bis nach Bayern machte ver.di am 24. Juni auf den chronischen Personalmangel an deutschen Krankenhäusern aufmerksam. Vor mehr als 1000 Krankenhäusern versammelten sich Beschäftigte, um Nummern hochzuhalten, die den jeweiligen Personalbedarf vor Ort bezifferten. Bundesweit fehlen insgesamt 162.000 Personalstellen. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach unterstützte die Protestkette vor dem Vivantes Klinikum in Berlin-Friedrichshain.

Grußwort von Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied:

"162.000 – das ist die Zahl der Beschäftigten, die fehlt, um gute Arbeit in den Kliniken zu leisten.

Es fehlt ein Sechstel aller Krankenhausbeschäftigten. Es fehlt an Therapeutinnen und Therapeuten. Es fehlt in den medizinisch technischen Berufen. Es fehlt bei den Ärztinnen und Ärzten. Es fehlt in der Hauswirtschaft und es fehlt in der Verwaltung. Allein in der Krankenpflege fehlen 70.000 Beschäftigte. 

In den Kliniken von Vivantes fehlen 1588 – hier im Friedrichshain sind es 300, das habt Ihr groß und deutlich auf die Schilder geschrieben. So groß, dass man es nicht übersehen kann - und genau dafür müssen wir gemeinsam sorgen.

 

Deshalb bin ich sehr froh, dass Ihr hier heute Mittag vor der Tür steht, um zu protestieren, dass überall vor den Krankenhäusern die Kolleginnen und Kollegen sichtbar machen, wie riesengroß dieses Loch in der Versorgung ist.

Damit werden wir uns nicht abfinden, sondern wir werden solange Druck machen, bis sich das endlich ändert!

Und den Druck machen wir alle gemeinsam, auch dafür überbringe ich Euch heute die Unterstützung und die solidarischen Grüße des Bundesvorstands des DGB. Ich wünsche Eurer Aktion im Namen aller Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand viel Erfolg!

Dass so viel Personal fehlt, ist unverantwortlich gegenüber den Patientinnen und Patienten, das gefährdet ihre Sicherheit und die Qualität der Versorgung. Und es ist unverantwortlich Euch gegenüber, das geht schließlich auf eure Knochen und macht krank. Ich weiß, dass Überlastungsanzeigen in allen Schichten zunehmen - vor allem auch in der Nacht.

Wenn man die Beschäftigten in der Pflege selbst fragt, glauben nur 20 Prozent überhaupt, dass sie ihre Arbeit bis zur Rente durchhalten können, das ist schon ein dramatisch schlechtes Ergebnis, im Durchschnitt aller Berufe halten das immerhin doppelt so viele für möglich. Und das ist schon zu wenig!

In jedem Gesetz zu Krankenhäusern und Gesundheitswesen wird die Qualität der Versorgung beschworen, auch jetzt wieder im Krankenhausstrukturgesetz. Dazu hat das Kabinett am vorletzten Mittwoch einen Gesetzentwurf beschlossen, aber wie immer fehlt das Herzstück, eine Lösung für den dramatischen Personalmangel im Krankenhaus.

Das ist mit solchen Kleinstförderprogrammen wie dem sogenannten Pflegeförderprogramm der Bundesregierung nicht zu machen. Da sollen in drei Schritten bis zum Jahr 2018 maximal 7.000 neue Stellen für die Pflege am Bett geschaffen werden. Das ist nur ein Zehntel von dem, was in der Krankenpflege fehlt! Das reicht hinten und vorne nicht. 

Wenn der Gesetzgeber wirklich mehr Qualität will - und das wollen wir alle! - dann muss dafür das nötige Personal vorhanden sein. Und das sind insgesamt - 162.000! Und bei Vivantes brauchen wir 1588!

Wenn Patientenzimmer in immer kürzerer Zeit gereinigt werden müssen, wird Arbeitshetze und mangelnde Hygiene billigend in Kauf genommen. Wenn an Krankengymnastik und Ergotherapie gespart wird, gefährdet das den Behandlungserfolg. Wenn alle nur noch Stress haben, ist Zusammenarbeit kaum möglich. Aber: Alle sind das Krankenhaus, jede und jeder am richtigen Platz. Jede und jeder kennt das: Krankenhaus ist Teamarbeit!

Niemand in der Politik kann sich herausreden. Die dramatischen Auswirkungen der Personalnot für Patienten sind bekannt. Wer hier nicht endlich handelt, nimmt sehenden Auges die Gefährdung von Menschen in Kauf. Hier steht nicht nur der Bund in der Pflicht, sondern auch die Länder.

 

Die müssen mehr Geld für die Krankenhausinvestitionen in die Hand nehmen, davor drücken sie sich seit Jahren, das Land Berlin zahlt noch nicht einmal 50 Prozent der notwendigen Investitionskosten! Das führt dazu, dass die Krankenhäuser die nötigsten Investitionen dann selbst aus ihren Betriebsmitteln nehmen müssen, das Geld fehlt dann nachher wieder beim Personal.

Wir wollen nicht mehr Baustellen mit Personalstellen finanzieren. Die Länder müssen ihre Investitionspflicht ohne „Wenn und Aber“ erfüllen. Und wir brauchen endlich eine gesetzliche Personalbemessung, die für alle Berufe gelten muss, die am Patienten arbeiten!

Daher muss Schluss sein mit der staatlichen Unterfinanzierung zulasten der Beitragszahler, der Patienten und des Personals! 

Wir, egal ob Beitragszahler oder Beschäftigte im Gesundheitswesen, sind es leid, für „schwarze Nullen“, Sparzwänge, Dividenden für Aktionäre, Haushaltslöcher, Bankenkredit aufkommen zu müssen. Wir haben genug davon, unsere eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen, nicht als Beschäftigte und nicht als Patienten! Her mit einer wirklichen Reform, die Personal und Patienten nutzt.

Da werden wir nicht lockerlassen, und zwar alle zusammen. Her mit den 162.000!"

Weitere Informationen unter: www.der-druck-muss-raus.de


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