Deutscher Gewerkschaftsbund

"Gastwirtschaft" – Frankfurter Rundschau

20.01.2016
FR-Kolumne „Gastwirtschaft“

Werkverträge: Koalition muss endlich handeln

Die CSU poltert gegen rechts- und sittenwidrige Werkverträge. Doch sobald konkrete Gesetze gegen den Missbrauch anstehen, mauern die Christsozialen. Doch mit frommen Wünschen ist noch nie etwas erreicht worden, meint DGB-Vorstand Annelie Buntenbach ihn der Frankfurter Rundschau.

Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied

DGB/Simone M. Neumann

Annelie Buntenbach ist Mitglied des DGB-Bundesvorstandes. Sie schreibt regelmäßig als Autorin für die Kolumne Gastwirtschaft der Frankfurter Rundschau.

Wo Werkvertrag draufsteht, muss auch Werkvertrag drin sein. Rechts- und sittenwidrige Gestaltungen von Werkverträgen lehnen wir ab“. Diese markigen Worte könnten von uns sein. Sind sie aber nicht: Sie stammen aus einem Positionspapier der CSU-Landesgruppe. Leider enden hier auch schon die Gemeinsamkeiten zwischen den Christsozialen und dem DGB. Wir Gewerkschaften wissen: Mit frommen Wünschen ist noch nie etwas erreicht worden – weder auf dem Arbeitsmarkt noch anderswo.

Zusagen aus dem Koalitionsvertrag einlösen

Mehr Erfolg versprechen Regeln und Gesetze – im Fall von Werkverträgen und Leiharbeit ist das Verfahren gerade in vollem Gange. Die politisch Verantwortlichen haben es in den nächsten Wochen in der Hand, eine Zusage des Koalitionsvertrages einzulösen, nämlich „rechtswidrige Vertragskonstruktionen bei Werkverträgen zulasten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“ zu verhindern.

Patienten und Rinderhälften wurden zu "Werkstücken"

Grund genug gibt es: Mittlerweile sind nicht nur Rinderhälften im Schlachthof zu Werkstücken geworden, sondern auch Patienten in Krankenhäusern. In allen Branchen steigt die Zahl der Leiharbeiter und Werkvertragsnehmer. Sie werden deutlich schlechter bezahlt und haben weniger Rechte als ehemals Festangestellte. Selbst die CSU wittert „rechts- und sittenwidrige“ Vorgänge in der deutschen Wirtschaft, will aber untätig bleiben. Die „unternehmerische Entscheidungsfreiheit“ ist ihr wichtiger. Und die Arbeitgeber legen diese Freiheit so aus, dass sie jeden Regelungsbedarf leugnen. Sie beklagen (wieder einmal) „überbordende Bürokratie“, die flexibles Handeln unmöglich macht.

Leiharbeit und Werkverträge sind kein Dauerinstrument

Niemand will das: Werkverträge gehören zu unserem Wirtschaftsleben. Sie sind dazu da, Wissen und Fähigkeiten einzukaufen, die im Unternehmen nicht vorhanden sind. Das ist völlig okay. Auch Leiharbeit soll weiter ihren Platz haben – bei saisonalen Spitzen oder krankheitsbedingten Abwesenheiten. Aber wenn sie missbraucht wird zum Dauerinstrument, mit Verleihdauern von zwei oder drei Jahren, in Größenordnungen von 20 oder 30 Prozent der Belegschaften und mit bis zu 30 Prozent geringerem Lohn, dann hat das mit Flexibilität nichts zu tun. Das ist Lohndrückerei. Die politisch Verantwortlichen müssen sich jetzt entscheiden: Wollen sie sich weiter in Totalverweigerung ergehen oder endlich für klare Regeln sorgen?


LINK

Frankfurter Rundschau "Gastwirtschaft" 19.01.2016


Nach oben

Klare Regeln für Werkverträge

Kla­re Re­geln für Werk­ver­trä­ge - Miss­brauch stop­pen
Werkverträge, Finde den Fehler
DGB
Immer mehr Arbeitgeber missbrauchen Werkverträge. Das führt dazu, dass Beschäftigte unterschiedlich bezahlt werden, obwohl sie beide die gleiche Arbeit erledigen. Der DGB sagt: Wir wollen keine Angestellten zweiter Klasse. Mehr auf unserer Kampagnen-Seite.
weiterlesen …

"Wir las­sen uns nicht spal­ten!" - Al­le In­fos, al­le Fo­tos
Demonstration am 9. April 2016 in München - DGB - "Wir lassen uns nicht spalten!" - Gegen den Missbrauch von Werkverträgen und Leiharbeit
DGB/Schmal
Heute, am 9. April, demonstrieren Tausende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in München gegen den Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen. Hier gibt es Fotos und im Laufe des Tages auch alle weiteren Infos zur Demo.
zur Webseite …

Weitere Themen

Zu­sam­men für De­mo­kra­tie. Im Bun­d. Vor Or­t. Für Al­le.
Gruppe junger Menschen stehen lachend im Kreis und legen ihre Hände aufeinander
DGB/rawpixel/123rf.com
„Zusammen für Demokratie. Im Bund. Vor Ort. Für Alle“: Unter diesem Motto haben wir uns mit rund 50 anderen Organisationen zu einem starken Bündnis zusammengeschlossen. Gemeinsam verteidigen wir unsere Demokratie – und alle, die hier leben.
Zur Pressemeldung

1. Mai 2024: Mehr Lohn, mehr Frei­zeit, mehr Si­cher­heit
1. Mai 2024. Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit.
DGB
Tag der Arbeit, Maifeiertag oder Kampftag der Arbeiterbewegung: Am 1. Mai rufen wir Gewerkschaften zu bundesweiten Kundgebungen auf. 2024 steht der 1. Mai unter dem Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit". Das sind unsere 3 Kernversprechen. Wir geben Antworten auf die zunehmende Verunsicherung in der Gesellschaft.
weiterlesen …

#Ta­rif­wen­de: Jetz­t!
Infografik mit Kampagnenclaim "Eintreten für die Tarifwende" auf roten Untergrund mit weißen Pfeil, der leicht nach oben zeigt.
DGB
Immer weniger Menschen arbeiten mit Tarifvertrag. Die Tarifbindung sinkt. Dadurch haben Beschäftigte viele Nachteile: weniger Geld und weniger Sicherheit. Wir sagen dieser Entwicklung den Kampf an – zusammen mit unseren Gewerkschaften – und starten für dich und mit dir die Kampagne #Tarifwende!
weiterlesen …

ein­blick - DGB-In­fo­ser­vice kos­ten­los abon­nie­ren
einblick DGB-Infoservice hier abonnieren
DGB/einblick
Mehr online, neues Layout und schnellere Infos – mit einem überarbeiteten Konzept bietet der DGB-Infoservice einblick seinen Leserinnen und Lesern umfassende News aus DGB und Gewerkschaften. Hier können Sie den wöchentlichen E-Mail-Newsletter einblick abonnieren.
zur Webseite …