Deutscher Gewerkschaftsbund

09.12.2014

Mindestlohn-Transparente werden zu Umhänge-Taschen

Was tun mit Groß-Transparenten einer erfolgreichen Kampagne? Einfach einmotten oder entsorgen? Der DGB lässt mehrere seiner Mindestlohn-Transparente jetzt recyceln und daraus Umhänge-Taschen nähen – und fördert damit gleichzeitig ein Projekt, das ehemals arbeitslosen Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf ermöglicht.

Ein Bericht aus Frankfurt/Main.

Groß-Transparente der Mindestlohn-Kampagne werden recycelt

Seit September rattern im Frankfurter Nordend drei Nähmaschinen auf Hochtouren. Bislang sind es sechs Groß-Transparente, manch eines bis zu 240 qm groß, die dort umgearbeitet werden. Als vorläufiger Schlusspunkt der Mindestlohnkampagne des DGB hingen sie in Berlin, unübersehbar für die Bundestagsabgeordneten, die am Anfang Juli 2014 über die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns abzustimmen hatten.

Körzell: Mindestlohn historischer Erfolg für DGB und Gewerkschaften

"Wir wollten nach hinten raus nochmal Druck machen, als klar war, was da an Ausnahmen ins Gesetz eingehen soll", erklärt DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell den Hintergrund der Großtransparente. "Nicht alle Ausnahmen konnten wir verhindern, hier hat die Einflussnahme der Lobbyisten von Arbeitgeberseite am Ende leider gewirkt. Dennoch ist die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro am 1. Januar 2015 ein historischer Erfolg für den DGB und die Gewerkschaften." Nach der Aktion im Juli hatte Körzell die Idee, die Transparente nicht einfach im Keller eines Gewerkschaftshauses zu verstauen oder gar zu entsorgen, sondern sie weiter verarbeiten zu lassen.

Jetzt, Anfang Dezember, steht er in der kleinen Schneiderei von "Brot und Rosen" in der Frankfurter Rohrbachstraße, einem Projekt beim "Zentrum für Frauen", das zur Diakonie Frankfurt gehört. Hier können Frauen, die länger arbeitsuchend waren, als Näherinnen den Wiedereinstieg ins Berufsleben finden. War es bis vor einiger Zeit noch Teil der Modekreativwerkstatt, so ist die Näherei mittlerweile ein kleiner eigenständiger Betrieb. Die Frauen haben so ihren Weg zurück in Arbeit gefunden. Es ist der erste Großauftrag, den "Brot und Rosen" erhalten hat. Körzell ist nach Frankfurt gekommen, um sich anzusehen, was aus den Planen geworden ist.

Nähwerkstatt, Taschen

Gemeinsam mit Karin Kühn, der Leiterin des Zentrums für Frauen, Monika Hoffmann, Projektkoordinatorin der Modekreativwerkstatt und Maren Kurth-Zingelmann, die die Arbeit der Frauen in den Projekten begleitet, besuchte DGB-Vorstand Stefan Körzell die "Brot und Rosen"-Werkstatt bei der Taschenproduktion. DGB/Jasmin Romfeld

Dankeschön für Ehrenamtliche

Drei Näherinnen haben seit September dreihundert Taschen fertiggestellt – und es sollen noch viel mehr werden. Sie sind nicht zum Verkauf gedacht, sondern sollen am 12. Januar 2015 zum Einsatz kommen. Dann also, wenn zahlreiche ehrenamtliche DGB-Kolleginnen und Kollegen in den frühen Morgenstunden während einer großangelegten Pendleraktion auf die DGB-Mindestlohn-Hotline und die DGB-Kampagne "Mindestlohn. Dran bleiben." aufmerksam machen wollen. "Das ist ein kleines Dankeschön für die Kolleginnen und Kollegen, die an diesem Morgen mit großem Stolz und viel Engagement Infos zum Mindestlohn verteilen und darüber mit Pendlerinnen und Pendlern ins Gespräch kommen. Mit der DGB-Mindestlohn-Hotline, die ab dem 2. Januar 2015 geschaltet sein wird, wollen wir ein Angebot machen, mit dessen Hilfe die vier Millionen Menschen, die vom Mindestlohn profitieren werden, das einfordern können, was das Gesetz ihnen garantiert", erklärt Körzell.

Keine Ausnahmen beim Mindestlohn

Was die Ausnahmen, also Menschen unter 18 Jahre und Langzeitarbeitslose in den ersten sechs Monaten einer neuen Beschäftigung betrifft, bleibe der DGB bei seiner Kritik. "Da bleiben wir dran. Denn Würde kennt auch nach in Krafttreten des Gesetzes keine Ausnahmen."


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