Der DGB fordert mehr betriebliche Ausbildung und ab 2017 ein Bund-Länder-Programm für außerbetriebliche Ausbildung in Regionen, in denen der Ausbildungsmarkt besonders angespannt ist – in Ost- und Westdeutschland. Dieses "Zukunftsprogramm Ausbildung" müsse einheimischen Jugendlichen und Geflüchteten offenstehen, heißt es in der DGB-Ausbildungsbilanz für 2015.
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Nach einem Jahr Allianz für Aus- und Weiterbildung befindet sich der Ausbildungsmarkt nicht mehr im freien Fall. Erstmals seit 2011 blieb die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 522.000 stabil - und das obwohl das BIBB noch Anfang des Jahres ein Absinken auf 505.000 Verträge prognostiziert hat. Das zeigt eine Analyse des DGB zur Bilanz des ersten Jahres seit Gründung der Allianz (DGBsiehe Download unten).
Auszug aus der DGB-Ausbildungsbilanz für 2015
"Um allen Jugendlichen die Chance auf eine abgeschlossene Ausbildung zu geben, muss (...) für die Jahre 2017 bis 2020 ein steuerfinanziertes „Zukunftsprogramm Ausbildung“ gestartet werden. In Regionen mit einem besonders problematischen Ausbildungsmarkt wird hierbei marktbenachteiligen Jugendlichen die Chance gegeben, über eine außerbetriebliche Ausbildung zu einem Berufsabschluss in einem mindestens dreijährigen anerkannten Ausbildungsberuf zu erlangen. Die Ausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen soll noch enger mit den Betrieben verzahnt werden. Hierbei sind die Ausbildungsplätze auf zukunftsorientierte Berufe auszurichten und die Sozialpartner vor Ort eng einzubeziehen. Konzeptionelle Grundlage für das Zukunftsprogramm Ausbildung sollte der Beschluss des BA-Verwaltungsrats „Betriebliche Ausbildung hat Vorfahrt“ vom 18. Juli 2014 sein. Dieses Programm muss einheimischen Jugendlichen und Geflüchteten offenstehen."
Trotzdem stehen 40.960 offenen Plätzen noch 80.800 Bewerber gegenüber, die in diesem Jahr weiterhin einen Ausbildungsplatz suchen. Es ist noch ein weiter Weg bis zur Ausbildungsgarantie, die die Große Koalition versprochen hat.
In der Allianz für Aus- und Weiterbildung wurden mit dem Ausbau der ausbildungsbegleitenden Hilfen sowie der Einführung der assistierten Ausbildung wichtige Bausteine für eine Ausbildungsgarantie gesetzt. Aber diese Maßnahmen reichen noch nicht, denn die Wirtschaft hat ihre Zusage aus der Allianz weit verfehlt, im Jahr 2015 zusätzlich 20.000 betriebliche Ausbildungsplätze bei der Bundesagentur für Arbeit zu melden. Nur 7.300 Plätze wurden erreicht. Wenn Selbstverpflichtungen weiterhin nicht in vollem Umfang greifen, müssen die Allianz-Partner ganz auf Strukturreformen setzen, um das Angebot betrieblicher Ausbildungsplätze zu steigern. Dazu zählt auch ein fairer finanzieller Ausgleich zwischen ausbildenden und nicht-ausbildenden Betrieben - sei es durch Branchenfonds wie im Bauhauptgewerbe oder bei der Altenpflege oder durch eine gesetzliche Ausbildungsumlage.
Außerdem warten neue Herausforderungen auf den Ausbildungsmarkt: In den kommenden Jahren werden zusätzlich zehntausende Geflüchtete einen Ausbildungsplatz suchen. Wir brauchen deshalb neben mehr betrieblichen Ausbildungsplätzen als zweiten Schritt ab 2017 bis 2020 ein Bund-Länder-Programm für außerbetriebliche Ausbildung in Regionen, in denen der Ausbildungsmarkt besonders angespannt ist. Die Sozialpartner müssen dabei eng einbezogen werden. Dieses Programm muss einheimischen Jugendlichen und Geflüchteten offenstehen. Bereits 2016 müssen auch die Assistierte Ausbildung und die Einstiegsqualifizierungen besser auf die Bedürfnisse der Geflüchteten angepasst werden.
Ausbildungsbilanz 2015: "Talfahrt gebremst, Herausforderungen bleiben" - DGB-Ausbildungsbilanz nach einem Jahr Allianz für Aus- und Weiterbildung (Matthias Anbuhl, Abteilungsleiter Bildungspolitik und Bildungsarbeit beim DGB-Bundesvorstand)