Deutscher Gewerkschaftsbund

22.04.2014

Ausbildungsbetriebe stärker kontrollieren

Jeder 4. Azubi bricht seine Ausbildung ab

Fast jeder vierte Azubi bricht die Lehre ab, im Bäcker- und Fleischerhandwerk und in der Gastronomie ist es sogar jeder zweite. Der Grund sind häufig schlechte Ausbildungsbedingungen. „Viele Betriebe sind schlicht nicht ausbildungsreif“, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack und fordert eine unabhängige Kontrolle der Unternehmen.

Kellner

Viele Überstunden, unregelmäßige Arbeitszeiten und eine niedrige Vergütung: Im der Gastronomie sowie im Bäcker- und Fleischerhandwerk bricht jeder 2. Azubi die Ausbildung ab. DGB/Simone M. Neumann

Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende

„Gerade die Branchen, die lautstark einen Mangel an Bewerbern beklagen, haben die schlechtesten Ausbildungsbedingungen. Viele Betriebe sind schlicht nicht ausbildungsreif: Sie halten viele Überstunden, unregelmäßige Arbeitszeiten und eine niedrige Vergütung für normal. Dies gilt insbesondere für das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie das Bäcker- und Fleischerhandwerk. Fast jeder zweite Ausbildungsvertrag wird hier vorzeitig aufgelöst. Branchen, die für Jugendliche wieder attraktiv werden wollen, müssen ihnen gute Ausbildungsbedingungen, eine bessere Bezahlung und gute Perspektiven bieten. Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr.

Während die Spitzenverbände der Wirtschaft oft eine mangelnde Ausbildungsreife der Jugendlichen beklagen, fehlt in der öffentlichen Debatte ein systematischer Blick auf die Ausbildungsreife der Betriebe. Der DGB hat bereits im letzten Jahr gezeigt, dass es sich vor allem um branchenspezifische Probleme handelt und die Betriebe dringend an der Qualität der Ausbildung und der Attraktivität arbeiten müssen.

"Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr."

Unabhängige Stellen sollten künftig Unternehmen regelmäßig auf ihre Ausbildungsqualität kontrollieren und bei Bedarf auch sanktionieren. Denn die Handels- und Handwerkskammern, die für die Qualität der Ausbildung in den Betrieben zuständig sind, geraten als Lobbyverband der Unternehmen in Loyalitätskonflikte. Und das schadet der Qualität der Ausbildung.

Branchen, die für Jugendliche wieder attraktiv werden wollen, müssen ihnen gute Ausbildungsbedingungen, eine bessere Bezahlung und gute Perspektiven bieten.

Bund, Länder und Sozialpartner müssen die duale Berufsausbildung gemeinsam wieder stärken. Junge Menschen haben ein Recht auf eine gute Ausbildung. Eine gute duale Berufsausbildung ist zudem das Rückgrat der Innovationskraft unserer Betriebe. Der DGB wird sich an der von der Bundesregierung angekündigten Allianz für Aus- und Weiterbildung beteiligen, wenn wir tatsächlich entscheidende Verbesserungen für die Ausbildungschancen der Jugendlichen vereinbaren können. Wir müssen endlich eine Ausbildungsgarantie umsetzen, die Warteschleifen im Übergang von der Schule in den Beruf abbauen und die Qualität der Ausbildung auf die Tagesordnung setzen. Ein schlichtes ‚Weiter so‘ darf es angesichts der Verwerfungen auf dem Ausbildungsmarkt nicht geben."


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DGB-Expertise: Hohe Abbrecherquoten, geringe Vergütung, schlechte Prüfungsergebnisse – Viele Betriebe sind nicht ausbildungsreif

Dokument ist vom Typ application/pdf.

DGB-Expertise zum Berufsbildungsbericht 2013 zur Ausbildungsqualität und Attraktivität bestimmter Ausbildungsberufe.