Deutscher Gewerkschaftsbund

28.01.2014
Psycho-Stress am Arbeitsplatz

DGB fordert klare Regeln für bessere Arbeitsbedingungen

Milliardenkosten durch psychische Belastungen

Psychische Erkrankungen sind inzwischen eine häufige Ursache für den erzwungenen Ausstieg aus dem Job. Der DGB fordert deshalb von der Bundesregierung, gesetzlich gegen zunehmenden Stress am Arbeitsplatz vorzugehen. „Wir brauchen eine Anti-Stress-Politik, damit Arbeit nicht länger krank macht“, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Annelie Buntenbach, DGB-Bundesvorstandsmitglied

Ein 1 Euro Stück und rosane und grüne Tabletten davor.

DGB/Simone M. Neumann

Arbeitsstress verursacht jährliche Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe. Nur bei neun Prozent der Beschäftigten berücksichtigt der Arbeitsplatz-Check solche psychischen Belastungen.

„Das Thema Psychostress am Arbeitsplatz muss ganz oben auf der politischen Agenda bleiben, weil der Arbeitsplatz Stressfaktor Nummer eins ist und Arbeitsstress Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe verursacht. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, die Ansätze der letzten Jahre auszuweiten und klare Regeln für bessere Arbeitsbedingungen zu setzen. Wir brauchen eine Anti-Stress-Politik, damit Arbeit nicht länger krank macht.

Die meisten Arbeitgeber setzen sich mit dem Problem Psychostress bei der Arbeit offenbar noch immer nicht genug auseinander. 70 Prozent der Unternehmen setzen die nach dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtende Gefährdungsbeurteilung im Hinblick auf psychische Belastungen nicht richtig um. Bei nur neun Prozent der Beschäftigten werden auch psychische Belastungen, wie der Arbeitsstress, beim Arbeitsplatz-Check berücksichtigt.

Die Beschäftigten sind nicht etwa plötzlich Weicheier geworden, sondern leiden nachweisbar unter einem steigendem Druck bei der Arbeit. Fast zwei Drittel der Beschäftigten müssen immer mehr in der gleichen Zeit leisten, mehr als die Hälfte arbeitet gehetzt und mehr als ein Viertel muss permanent erreichbar sein. Angesichts dieser Entgrenzung der Arbeit ist es kein Wunder, dass 44 Prozent oft ausgebrannt sind.

Fehltage durch Burn-Out-Syndrom um das 18-fache gestiegen

Der Anstieg bei den jährlichen Krankheitstagen wegen psychischer Erkrankungen um mehr als 80 Prozent auf 59 Millionen in den letzten 15 Jahren zeigt das dramatische Ausmaß. Allein durch das Burn-Out-Syndrom sind die Fehltage in den letzten acht Jahren um das 18-fache gestiegen.

Die verschärften Arbeitsbedingungen führen inzwischen dazu, dass 42 Prozent der Neurentner in die Erwerbsminderungsrente abgeschoben werden und im Alter verarmen. Die volle Erwerbsminderungsrente beträgt im Schnitt nur noch 646 Euro und liegt damit unter Grundsicherungsniveau. Eine deutliche Aufwertung der Erwerbsminderungsrente ist deshalb ebenso notwendig wie eine Humanisierung der Arbeit, um gesundheitliche Beeinträchtigungen der Beschäftigten und Erwerbsminderung zu vermeiden.“

Hintergrund

Innerhalb von zehn Jahren stieg die Zahl der Frühverrentungen wegen psychischer Erkrankungen von rund 25 000 auf 75 000 im Jahr 2012. Das teilte die Psychotherapeutenkammer in Berlin am 21. Februar unter Berufung auf die Rentenversicherung  mit. Die Betroffenen sind demnach durchschnittlich erst 49 Jahre alt, mehr als ein Viertel der erwerbsunfähigen Rentner gilt laut Kammer als arm.


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Wenn die Arbeit krank macht

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