Den deutschen Unternehmen geht es gut, die Gewinne steigen im siebten Jahr in Folge. Doch viele börsennotierte Firmen nutzen die Gewinne lieber für Aktienrückkäufe, statt das Geld in Beschäftigte, Technologien und Entwicklung zu stecken. Doch klar ist: Nur, wer heute investiert, sichert sich die wirtschaftliche Existenzgrundlage für morgen.
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Der deutschen Wirtschaft geht es gut. Bereits seit sieben Jahren infolge wächst die größte europäische Volkswirtschaft. Die meisten Unternehmen stehen wirtschaftlich solide dar, die gesamtwirtschaftlichen Gewinne steigen stetig. Das Problem ist nur, dass die Unternehmen nicht wissen, wohin mit dem Geld. Aufgrund des Niedrigzinsumfeldes lohnt sich das Horten von Barmitteln nicht. Eine Möglichkeit aus dem Dilemma: Investieren in neue und effiziente Technologien, Anlagen und Ausrüstungen oder in Forschung und Entwicklung und somit in die Zukunft des Unternehmens. Doch wegen der Nachfrageschwäche in großen Teilen Europas lohnen sich Investitionen für Unternehmen schlichtweg nicht. Weltweite geopolitische Spannungen verursachen zudem Unsicherheiten. Investitionsentscheidungen werden hinten angestellt.
Die Nettoinvestitionen, also die Investitionen nach Abschreibungen, sind seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau und entsprechen nur vier Prozent der Gewinne. Eine weitere Möglichkeit, um überschüssige Mittel loszuwerden: Unternehmensübernahmen, wie hierzulande in der jüngeren Vergangenheit gern praktiziert oder aber Geschenke an die Aktionäre verteilen. In Form von Dividenden oder in Form von Aktienrückkäufen. Und Letzteres erfreut sich derzeit großer Beliebtheit.
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Bei Aktienrückkäufen, die erst seit 1998 wieder erlaubt sind, kauft das Unternehmen einen Teil seiner eigenen Aktien vom Markt. Dadurch verringert sich das Angebot dieser Wertpapiere, macht diese für Investoren attraktiver und treibt somit den Aktienkurs in die Höhe. Zudem wird der Kreis potentieller Dividendenempfänger kleiner, sodass künftige Gewinnausschüttungen pro Aktie steigen. Dies beflügelt zusätzlich den Kurs. Untersuchungen zeigen, dass binnen weniger Tage nach Ankündigung von Rückkäufen der Aktienkurs des entsprechenden Unternehmens mehr als sechs Prozent über dem Marktdurchschnitt notiert. Solche Programme sind auch aus Managerperspektive attraktiv, da die Kursentwicklung oftmals die maßgebliche Kennziffer für die Vergütung darstellt.
In Deutschland wurden bis zum dritten Quartal 2017 bereits 4,2 Milliarden Euro von den führenden Unternehmen für diese legale Kurspflege ausgegeben und damit so viel, wie seit dem Rekordjahr 2008 nicht mehr. Die Aktionäre freut es. Doch Rückkaufprogramme sind auch Ausdruck der Ideenlosigkeit des Managements. Statt mit strategischen Entscheidungen in die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen zu investieren, werden Milliarden lieber in die Kurspflege gesteckt.
Doch klar ist: Nur, wer heute investiert, sichert sich die wirtschaftliche Existenzgrundlage für morgen. Die Unternehmen täten gut daran, ihre verfügbaren Mittel zu investieren und die Beschäftigten an einem Teil des Gewinnes durch Lohnerhöhungen zu beteiligen, statt die Gewinne für die Kurspflege und die Aktionäre hinauszuwerfen.