Beschäftigte verdienen heute weniger als noch zur Jahrtausendwende: Seit dem Jahr 2000 sind die Löhne in Deutschland preisbereinigt um 0,7 Prozent gesunken. Stärker entwickelt haben sich dagegen die Tariflöhne sowie die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen. Das zeigt die aktuelle Verteilungsbilanz des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung.
Verantwortlich für die Lohneinbußen sind laut WSI vor allem schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Deregulierung am Arbeitsmarkt. So verstärkten die Hartz-Reformen den Druck auf die Verdienste und der Niedriglohnsektor ist in den vergangenen 13 Jahren stark gewachsen.
Die Tariflöhne und –gehälter stiegen im gleichen Zeitraum dagegen um real 8,2 Prozent. In den meisten Jahren zwischen 2000 und 2013 beobachteten die Experten des WSI-Tarifarchivs eine negative Lohndrift. Das heißt: Die Bruttoeinkommen, in die unter anderem auch die Löhne der nicht nach Tarif bezahlten Arbeitnehmer einfließen, blieben hinter den Tarifeinkommen zurück. „Das Tarifsystem war in der vergangenen Dekade mehr denn je das Rückgrat der Lohnentwicklung“, sagt Dr. Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs.
Jedoch nahm der Einfluss der Tarifeinkommen im gleichen Zeitraum weiter ab. Immer mehr Unternehmen entzogen sich der Tarifbindung oder nutzten in wirtschaftlichen Schwierigkeiten tarifliche Öffnungsklauseln. Zudem wurden übertarifliche Einkommensbestandteile abgebaut, der Niedriglohnsektor, Teilzeit- und Minijobs nahmen zu.
Insgesamt wuchsen die nominalen Arbeitseinkommen seit der Jahrtausendwende um knapp 28 Prozent. Mit dem Zuwachs der Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen können sie nicht mithalten. Sie legten im gleichen Zeitraum, so das WSI, um rund 62 Prozent zu – trotz eines zwischenzeitlichen Einbruchs in der Wirtschaftskrise 2009.
WSI Tarifarchiv
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