Es gibt eine bittere Wahrheit in unserem Land: Fast acht Millionen Arbeitnehmer leben mit ihren Familien von absoluten Niedriglöhnen. Viele sind noch gar nicht ganz unten angekommen. Aber in einigen Branchen wollen die Arbeitgeber die Einkommen noch weiter senken.
Im Raffke-Land Deutschland flüchten immer mehr Unternehmer aus den Arbeitgeberverbänden. Sie rauben damit ihren Beschäftigten die Sicherheit von Tarifverträgen. Die Folge: Arbeitszeiten wachsen ins Unendliche. Löhne fallen ins Bodenlose.
Die Politik darf die Tarifflucht dieser Arbeitgeber nicht belohnen. Millionen Beschäftigte brauchen dringend Schutz vor Lohndumping. Und ehrliche Arbeitgeber, die ordentlich bezahlen, müssen vom Druck der Schmutzkonkurrenz befreit werden.
Das Signal der Wähler war: Reformen ja, aber es muss Arbeit her. Sozial versichert. Und zu anständigen Bedingungen. Angela Merkel und Franz Müntefering sollten das bei den Koalitionsverhandlungen nicht vergessen. Anders, als sich Manche das wünschen, darf der Schutz unserer Tarifverträge deswegen weder auf die eine oder andere Art durch Gesetze untertunnelt werden. Im Gegenteil: Wo gute Tarife in ganz Deutschland gelten, aber zu wenige Unternehmen binden, sollte die Bundesregierung sie für allgemeinverbindlich erklären. Und wo es bislang keine Tarifverträge gibt, braucht es gesetzliche, aber an der Leistungsfähigkeit der Branchen orientierte Mindestlöhne - von 7,50 Euro an aufwärts.