2,7 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind in Deutschland armutsgefährdet. Das zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen in Armut stieg damit auf 20,3 Prozent – ein neuer Höchstwert. Auch bei der Altersarmut gibt es keine Entwarnung.
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Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, die nach Deutschland geflüchtet oder eingewandert sind, lebt unter der Armutsgrenze – insgesamt 54,2 Prozent. Viele dieser jungen Menschen wurden 2016 erstmals in den Statistiken erfasst – dies führte dazu, dass die Kinderarmut insgesamt nun deutlich anstieg. Denn: Bei Kindern, deren Familien nicht zugewandert sind, oder die als Kinder von Zugewanderten in Deutschland geboren sind, sind die Quoten leicht rückläufig. Wenn auch auf hohem Niveau.
Hans-Böckler-Stiftung
Die WSI-ForscherInnen Eric Seils und Jutta Höhne riefen die Politik zum Handeln auf: Um Armut zu bekämpfen, sei die Integration von Zugewanderten zwar eine zentrale, aber nicht einzige Herausforderung. Auch in Deutschland geborene Kinder müssten besser vor Armut geschützt werden. „Schließlich hat sich trotz Rekordbeschäftigung das Armutsrisiko der einheimischen Kinder nur wenig verringert“, so Seils. Ihre Lage könnte sich verbessern, wenn ihre Eltern – die oft prekär beschäftigt sind – nicht mehr zu Niedriglöhnen arbeiten müssten.
Für die Analyse haben die ForscherInnen die Armutsdaten des Mikrozensus 2016 ausgewertet. Insgesamt stagniert die Armutsquote auf hohem Niveau: 2016 betrug sie 15,8 Prozent und damit 0,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch hier zeigt sich: Menschen ohne Migrationshintergrund sind weniger armutsgefährdet – hier sank die Quote auf 12,1 Prozent (2015: 12,5 Prozent). Für Menschen mit Migrationshintergrund ergibt sich ein anderes Bild: 28,1 Prozent von ihnen leben unter der Armutsgrenze – ein Plus von 0,4 Prozent.
Keine Entwarnung bei der Altersarmut: Auch SeniorInnen verfügen immer häufiger über zu wenig Geld. Der Anstieg der Altersarmut hat sich 2016 fortgesetzt. 14,8 Prozent der Menschen über 65 Jahren – zugewandert oder nicht – sind mittlerweile armutsgefährdet.
Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettohaushaltseinkommens in Deutschland hat.
Zur WSI-Studie "Armut und Einwanderung. Armutsrisiken nach Migrationsstatus und Alter"