"Die Behauptung, Mindestlöhne und die Rente mit 63 erhöhten die Schwarzarbeit, ist reine Spekulation", widersprach DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach den Aussagen von Tübinger Wirtschaftswissenschaftlern. Offensichtlich sei kein Argument zu billig, um gegen den Mindestlohn Stimmung zu machen. Tatsächlich bestehe kein direkter Zusammenhang zwischen Schwarzarbeit und Arbeitskosten, sagte Annelie Buntenbach.
Wissenschaftler von der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) hatten behauptet, dass reguläre Arbeit durch den Mindestlohn und die Rente mit 63 teurer und damit im Vergleich zu Schwarzarbeit unattraktiver werde. Annelie Buntenbach setzte dieser These Beispiele aus den europäischen Nachbarländern entgegen: „Die Verbreitung von Schwarzarbeit ist in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich. So haben zum Beispiel Österreich und die Schweiz mit hohen Löhnen und hohen Steuern eine niedrigere Schwarzarbeit als Deutschland. Die meisten Länder mit hoher Schwarzarbeit haben deutlich niedrigere Arbeitskosten als Deutschland.“
Mit der Einführung von Mindestlöhnen werde sogar das Gegenteil erreicht, weil sie die Ordnung am Arbeitsmarkt stärken. „Aufträge können seriös kalkuliert werden, ein Unterbietungswettbewerb wird beendet. Damit verschwinden Anreize für Schwarzarbeit“, erklärte Annelie Buntenbach.
Schwarzarbeit und andere Formen der illegalen Beschäftigung haben nach wie vor einen hohen Stellenwert in der deutschen Wirtschaft. Die Bemühungen der letzten Jahre, die Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung einzudämmen, konnten nur geringe Erfolge zeigen. Der DGB geht davon aus, dass bei Umwandlung der Schwarzarbeit in legale Beschäftigung mindestens 500 000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen könnten. Hinweis: Die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt wird eine eigene Stellungnahme abgeben. Für die Bereiche Bau, Landwirtschaft und Gebäudereinigung wird deswegen auf diese Stellungnahme verwiesen.