Mehrere tausend Wirtschaftsprüfer machten im vergangenen Jahr bei mehr als 130 europäischen Banken einen Stresstest. Geprüft haben die Kontrolleure, wie die Banken auf künftige Risiken vorbereitet sind und ob sie einer Krise standhalten können. Das Ergebnis war besser als befürchtet, nur 13 Banken fielen durch. Aber die Probleme auf dem Finanzmarkt bleiben. Der DGB-klartext.
Kennen Sie Danièle Nouy? Das sollten Sie. Denn sie ist die Chefin der neuen EZB-Bankenaufsicht und soll Europas Banken stabil halten. Ende letzter Woche präsentierte Nouy gemeinsam mit Vítor Constâncio (EZB-Vize) das Ergebnis des bisher glaubwürdigsten Bankenstresstests. Dazu wurden 130 Banken – darunter 25 deutsche – während des ganzen Jahres 2013 von 6.000 Aufsehern und Wirtschaftsprüfern geprüft. Sie sollten herausfinden, wie die Banken auf die Zukunft vorbereitet sind und ob sie einer Krise standhalten können.
Quelle: EZB
Das Gesamtergebnis fiel besser aus als erwartet: Zwar bestanden 25 Banken den Test zum Stichtag 31.12.2013 nicht. Die Hälfte von ihnen konnte aber in den ersten neun Monaten 2014 die notwendige Kapitaldecke, die eine Bank im Krisenfall als Polster benötigt, organisieren. Deshalb gelten sie nicht mehr als gefährdet. Letztlich sind lediglich 13 Banken im Stresstest sitzen geblieben. Die Krise in Italien, Griechenland und Zypern belastet auch die Bilanz der dortigen Banken. Vor allem zeigen sich italienische Banken als besonders krisenanfällig. Doch was wurde getestet und wie?
Im ersten Schritt wurden die Bilanzen der Banken geprüft und die Hauptrisiken identifiziert, die dann in einem gesonderten Portfolio erfasst wurden. Für diese kritische Masse muss jede Bank im ausreichenden Umfang ein so genanntes haftendes Eigenkapital bereitstellen, das die Verluste im Ernstfall wettmacht. Im zweiten Schritt wurden zwei Szenarien durchgespielt: Einmal wurde geschaut, wie sich die Bankbilanz in den nächsten drei Jahren entwickelt, wenn der Konjunkturverlauf den Prognosen der Kommission aus dem letzten Jahr entspricht. Und hier kommt der Haken: In diesem Szenario waren die unterstellten Konjunkturprognosen aus heutiger Sicht viel zu optimistisch.
Im zweiten Szenario wurde geprüft, wie sich die Banken schlagen, wenn es einen mehrjährigen Konjunktureinbruch gibt, die Zinsen steigen, sich die Kreditwürdigkeit der Staaten verschlechtert und die Banken ihre Bilanzen nicht verbessern. Auch hier sind die Annahmen wie steigende Zinsen völlig unrealistisch. Deshalb ist das Ergebnis des Stresstests mit Zurückhaltung zu bewerten. Um zu bestehen, müssen die Banken im ersten Szenario 8 und im zweiten 5,5 Prozent Eigenkapitalquote (Eigenkapital im Verhältnis zu den Risiken in ihrer Bilanz) aufweisen. Eine Bank mit einer Kapitallücke muss innerhalb von zwei Wochen einen Kapitalplan einreichen, der detailliert zeigt, wie die Bank diese Lücke schließen will. Geschieht das nicht, muss die Bank entweder von der eigenen Regierung gerettet oder von der EZB abgewickelt werden.
Der Stresstest war trotz berechtigter Kritik ein guter Schritt in Richtung mehr Stabilität. Doch nach dem Test ist vor dem Test. Die Prüfung wurde zwar bestanden, die Probleme aber bleiben. Viele Banken gehen weiterhin Risikogeschäfte ein oder leiden unter den Krisenfolgen. Dagegen hilft der Stresstest wenig. Die Probleme müssen politisch gelöst werden, damit künftig weniger Banken als heute im Stresstest sitzen bleiben.