Deutscher Gewerkschaftsbund

15.04.2015
DGB zum Berufsbildungsbericht

Niedrigste Zahl an Ausbildungsverträgen seit 25 Jahren

Allein 2014 gingen fast 10.000 Ausbildungsbetriebe verloren

Am 15. April hat das Bundeskabinett den Berufsbildungsbericht verabschiedet. Er offenbart etliche Probleme auf dem Ausbildungsmarkt. Immer weniger Betriebe bilden überhaupt noch aus, kritisiert der DGB. Die in der Allianz für Aus- und Weiterbildung vereinbarte "Assistierte Ausbildung" soll helfen, den Trend zu stoppen.

Junge Frau in "Blaumann" neben Auto in Kfz-Werkstatt

Betriebe, die wie dieser Kfz-Betrieb noch selbst ausbilden, werden immer seltener DGB/Simone M. Neumann

DGB-Vize Hannack: Arbeitgeber-Verbände müssen für Assistierte Ausbildung werben

Immer mehr Betriebe steigen aus der Ausbildung aus. Insgesamt gingen 2014 fast 10.000 Ausbildungsbetriebe (9.076) verloren. "Das betrifft vor allem kleine Unternehmen", berichtet die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Deshalb habe der DGB in der Allianz für Aus- und Weiterbildung darauf gedrängt, dass die Assistierte Ausbildung bundesweit verankert wird. "Die Assistierte Ausbildung setzt an der Achillesferse des dualen Systems an: Der sinkenden Ausbildungsbeteiligung vor allem kleinerer Unternehmen und den schlechten Chancen vieler Jugendlicher", so Hannack weiter. Die assistierte Ausbildung sei "das einzige Instrument, das Jugendliche und Betriebe unterstützt".

Stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack

"Nun stehen die Arbeitgeber-Verbände in der Pflicht, für die Assistierte Ausbildung zu werben", fordert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. DGB/Simone M. Neumann

Den Betrieben helfe sie etwa bei der Auswahl der Jugendlichen und beim Erstellen des betrieblichen Ausbildungsplans. Jugendliche unterstütze sie, wenn sie zusätzliche Förderung – wie etwa Sprachunterricht – brauchen. "Und vor allem: Sie ist eine rein betriebliche Ausbildung, bei der der Jugendliche vom ersten Ausbildungstag an einen Ausbildungsvertrag hat und der Betrieb die reguläre Ausbildungsvergütung zahlt", so Hannack. "Nun stehen die Arbeitgeber-Verbände in der Pflicht, für die Assistierte Ausbildung zu werben."

Ausbildungsmarkt zeigt "krisenhafte Symptome"

Denn die Ausbildungszahlen sind alles andere als positiv: "Der Ausbildungsmarkt zeigt krisenhafte Symptome: Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze schrumpft, mehr Jugendliche gehen bei der Suche nach einer Ausbildung leer aus, während gleichzeitig die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze steigt", fasst Hannack die Situation zusammen. "Wir brauchen in unserem Land in Zukunft mehr und nicht weniger Jugendliche in betrieblicher Ausbildung."

Historisch niedrige Zahlen bei Ausbildungsverträgen und Ausbildungsbetrieben

Doch davon ist der Ausbildungsmarkt aktuell weit entfernt: Die Zahl der Ausbildungsverträge hat mit 522.232 den niedrigsten Stand seit der Deutschen Einheit erreicht. Die Quote der Ausbildungsbetriebe liegt mit 20,7 Prozent auf dem tiefsten Wert seit 1999. Mehr noch: Der Abbau der zahllosen Maßnahmen im Übergang von der Schule in die Ausbildung ist seit 2011 ins Stocken geraten. Im Jahr 2014 ist die Zahl der jungen Menschen im Übergangsbereich sogar erstmals wieder leicht um 0,3 Prozent auf 256.100 gestiegen – und das trotz robuster Konjunktur und günstiger Demographie.

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Hauptschüler bekommen keine Chance trotz unbesetzter Stellen

"Gleichzeitig verweist der Berufsbildungsbericht auf einen gestiegenen Anteil an unbesetzten Ausbildungsplätzen. Allerdings stehen die 37.100 offenen Plätze längst nicht allen Jugendlichen offen, wie eine DGB-Analyse der bundesweiten Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammern zeigt", kritisiert die stellvertretende DGB-Vorsitzende. "Dort bleiben fast zwei von drei Ausbildungsplätzen Jugendlichen mit einem Hauptschulabschluss schon bei der Bewerbung komplett verschlossen. Die Firmen verlangen eine Mittlere Reife oder das Abitur. Auffällig ist, dass die Hotel- und Gastronomiebranche, die seit Jahren über unbesetzte Ausbildungsplätze klagt, oftmals Hauptschüler aus den Bewerbungsverfahren ausgrenzt. Wer künftig seinen Fachkräftenachwuchs sichern will, muss verstärkt Jugendlichen mit Hauptschulabschluss ausbilden."


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