Wenn Haushalte mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen, gilt das unter Immobilienexperten als problematisch und prekär. Auf 40 Prozent aller Haushalte in deutschen Großstädten trifft das bereits heute zu. Und rund eine Million Haushalte zahlt sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete.
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Die krassen Zahlen sind das Ergebnis einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zu den Mietpreisen in 77 deutschen Großstädten. "Bei Sozialwissenschaftlern wie bei Immobilienexperten gilt eine Mietbelastungsquote oberhalb von 30 Prozent des Haushaltseinkommens als problematisch, weil dann nur noch relativ wenig Geld zur sonstigen Lebensführung zur Verfügung bleibt, insbesondere bei Menschen mit kleineren Einkommen", so die Stiftung.
Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), fordert angesichts dieser Zahlen: "Wir brauchen endlich eine Wende in der Wohnungspolitik und dafür ein Sofortprogramm für mehr bezahlbaren Mietwohnungsbau. Die zu fördern, die sich Eigentum leisten können, reicht bei weitem nicht."
"Die Mietpreisbremse muss zugunsten der Mieter verschärft werden. Es reicht nicht, den Preis zu deckeln: Wer eine Wohnung mieten will, braucht einen Rechtsanspruch auf Auskunft über die für diese Wohnung zuvor gezahlte Miete", fordert Körzell. "Doch das hat die CDU/CSU gerade verhindert." Außerdem, so Körzell, gehörten Sanktionen in das Gesetz, um Verstöße der Vermieter ahnden zu können.
"Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen steht auch der besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben im Weg. Überlange und krankmachende Pendelzeiten sind leider für immer mehr Beschäftigte bittere Realität, da arbeitsplatznahe Wohnungen meist kaum zu bezahlen sind", erklärt Körzell. "Die Arbeiterbewegung hat nicht Jahrzehntelang für Arbeitszeitverkürzung gekämpft, damit die Beschäftigten heute stundenlange Fahrtzeiten zwischen Wohn- und Arbeitsort auf sich nehmen müssen."