Deutscher Gewerkschaftsbund

28.06.2012
Dokumentation

Niedriglohnsektor: Chance oder Sackgasse für Beschäftigte?

Gemeinsame Fachtagung von DGB und Friedrich-Ebert-Stiftung zum Niedriglohnsektor

Der Niedriglohnsektor wächst und nur wenigen Beschäftigten gelingt der Aufstieg in besser bezahlte Arbeit. Denn die Hürden sind hoch. DGB und FES diskutierten auf einer gemeinsamen Tagung über Entwicklungen und Alternativen.

Deutschlands Niedriglohnsektor ist seit 1995 stark gewachsen und stagniert seit 2007 auf sehr hohem Niveau. Vor allem Leiharbeit, Minijobs und befristete Jobs sind häufig schlecht bezahlt. Derzeit arbeitet rund ein Viertel aller Beschäftigten in diesem Bereich. Damit steht Deutschland auch im EU-Vergleich mit diesem hohen Anteil an Billigjobs an der Spitze. In den vergangenen 13 Jahren stieg vor allem in Westdeutschland die Zahl der Niedriglöhner. Weite Bereiche Ostdeutschlands sind bereits seit der Wiedervereinigung 1990 „Niedriglohnland“.

Podiumsdiskussion mit Markus Sievers, Alexander Wilhelm, Annelie Buntenbach, Ottmar Schreiner Karl Schwewerling

Ist der Niedriglohnsektor ein Irrweg? Podiumsgespräch mit Karl Schiewerling (CDU), Ottmar Schreiner (SPD), Annelie Buntenbach
(DGB Bundesvorstand) und Alexander Wilhelm (BDA) (v.r.) Die Diskussion moderierte Markus Sievers (Frankfurter Rundschau).
DGB/Susann Loessin

Alarmierend: Trotz guter Konjunktur ist der Niedriglohnsektor 2010 und 2011 nicht geschrumpft. Weiterhin arbeiten vor allem Menschen in Ostdeutschland überproportional häufig in Niedriglohnjobs, bundesweit betrachtet sind vor allem Jugendliche, Frauen und Migranten betroffen.

Niedriglohnsektor
Chance zum Einstieg oder Sackgasse?

Eine Zusammenfassung der gemeinsamen Tagung von DGB und Friedrich-Ebert-Stiftung zum Niedriglohnsektor. Quelle: FES.

Die Frage der Aufstiegsmobilität wurde bei der Tagung (Programm siehe unten) kontrovers diskutiert. Die Wirtschaftsvertreter im Podium vertraten die These, im Niedriglohnsektor entstehe zusätzliche Beschäftigung für gering qualifizierte Menschen. Diese Annahme stieß auf heftigen Widerspruch. Durch den Niedriglohnsektor werde im Gegenteil auch das so genannte Normalarbeitsverhältnis bedroht. Die Lohnentwicklung der letzten 20 Jahre mit Reallohnverlusten für den Großteil der ArbeitnehmerInnen untermauert diese These. Ein weiteres Indiz ist die zunehmende Deregulierung des Arbeitsmarktes mithilfe von Leiharbeit, Minijobs und nun auch Werkverträgen.

Doch ist ein Aufstieg aus dem wuchernden Niedriglohnsektor in qualifiziertere und besser bezahlte Jobs überhaupt möglich? Die Hürden dafür sind hoch sind, wie die Erfahrung zeigt. Mögliche Wege für einzelne Geringqualifizierte sind Weiterbildungsmaßnahmen mit berufsqualifizierenden Abschluss.

Fazit: Ohne flächendeckende Mindestlöhne kann der Niedriglohnsektor nicht eingeschränkt werden. Einhellig abgelehnt wurde der CDU-Vorschlag zur Ermittlung einer „Lohnuntergrenze“ für tariffreie Zonen. Dieses Modell einer paritätischen Kommission der Sozialpartner  wurde als "nicht wirksame Mogelpackung" bezeichnet und selbst vom BDA-Vertreter kritisiert.

An der gemeinsamen Fachtagung von DGB und Friedrich-Ebert-Stiftungen hatten rund 100 VertreterInnen aus Verbänden, Betrieben und Arbeitsverwaltung teilgenommen.

Im Folgenden finden Sie die Materialien zur Tagung.



Folien der Tagungsbeiträge


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