Jeder zweite Jugendliche mit Hauptschulabschluss bleibt nach der Schule ohne Ausbildungsplatz – Tendenz steigend. Unternehmen sollten gezielt auch vermeintlich schwächere Jugendliche ausbilden, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Doch dafür müssen die Betriebe mehr ausbildungsbegleitende Hilfen erhalten.
Zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt erklärt die stellvertretende DGB-Vorsitzende, Ingrid Sehrbrock:
„Weite Teile der Wirtschaft haben die Hauptschüler anscheinend abgeschrieben. Immer weniger Unternehmen geben diesen jungen Menschen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz. Trotz merklich sinkender Bewerberzahlen ist in den vergangenen Jahren der Anteil der Hauptschüler im Übergangssystem gestiegen. Mittlerweile haben 52 Prozent der Jugendlichen in den Warteschleifen einen Hauptschulabschluss. Die Unternehmen sollten endlich mehr jungen Menschen mit Hauptschulabschluss die Chance auf eine Ausbildung geben. Gerade junge Menschen die an der Schule Probleme hatten, blühen im betrieblichen Alltag oft geradezu auf.
Die Klagen über den Fachkräftemangel und die schlechten Chancen von Hauptschülern auf dem Ausbildungsmarkt passen nicht zusammen. Die ‚faktische Abschottung` vieler Ausbildungsberufe für Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen muss beendet werden. Betriebe sollten bei der Auswahl der Auszubildenden gezielt auch vermeintlich schwächere Jugendliche in die Ausbildung übernehmen. Hierzu brauchen die Unternehmen auch Hilfe. Deshalb sollten ausbildungsbegleitende Hilfen zu Regelangeboten für die Betriebe ausgebaut werden. Für jeden Auszubildenden wird dabei ein individueller Förderplan in Abstimmung mit dem Ausbildungsbetrieb erstellt, anhand dessen die Lernschritte und Lernerfolge verfolgt werden können. Das unterrichtende Personal setzt sich in der Regel aus erfahrenen Ausbildern und Lehrkräften zusammen. Die sozialpädagogischen Mitarbeiter/-innen unterstützen die Auszubildenden bei deren beruflichen und privaten Problemen und helfen bei Lernproblemen und Prüfungsangst. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen sind wirksam: 83 Prozent der Jugendlichen sind sechs Monate nach der Ausbildung in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.“
Insgesamt Ausbildungsinteressierte |
824.626 |
Junge Menschen mit Ausbildungsvertrag |
551.271 |
Bewerber in Warteschleifen mit Vermittlungsauftrag |
60.379 |
Bewerber in Warteschleifen ohne Vermittlungsauftrag |
107.393 |
Bewerber, deren Verbleib nicht bekannt ist |
89.933 |
Offiziell unversorgte Bewerber |
15.650 |
Land |
ohne HS-Abschluss |
mit HS-Abschluss |
mit mittlerem Abschluss |
mit Hochschulreife |
Sonstige und ohne Angabe |
Baden-Württemberg |
11,4 |
51,5 |
35,8 |
1,2 |
0,1 |
Bayern |
23,9 |
60,4 |
14,0 |
1,2 |
0,5 |
Berlin |
28,6 |
56,2 |
14,5 |
0,3 |
0,3 |
Brandenburg |
45,4 |
35,9 |
15,2 |
2,4 |
1,1 |
Bremen |
24,2 |
27,6 |
28,7 |
0,7 |
18,8 |
Hamburg |
38,7 |
49,7 |
10,7 |
0,6 |
0,2 |
Hessen |
18,7 |
58,4 |
19,2 |
0,9 |
2,9 |
Mecklenburg-Vorpommern |
51,8 |
31,2 |
15,9 |
0,9 |
0,2 |
Niedersachsen |
19,0 |
39,0 |
39,8 |
1,0 |
1,3 |
Nordrhein-Westfalen |
22,3 |
49,1 |
23,9 |
3,2 |
1,3 |
Rheinland-Pfalz |
16,0 |
76,2 |
7,4 |
0,3 |
0,2 |
Saarland |
21,0 |
72,1 |
5,8 |
0,9 |
0,2 |
Sachsen |
45,4 |
39,2 |
14,0 |
0,8 |
0,7 |
Sachsen-Anhalt |
47,0 |
37,6 |
14,7 |
0,5 |
0,3 |
Schleswig-Holstein |
13,6 |
73,0 |
12,7 |
0,4 |
0,2 |
Thüringen |
41,3 |
46,6 |
11,3 |
0,6 |
0,1 |
Deutschland |
20,6 |
52,0 |
24,9 |
1,5 |
1,1 |
Quelle: Klemm, Klaus: Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland, Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, September 2012. Download PDF
|
Insgesamt |
ohne HS- Abschluss |
mit HS-Abschluss |
mit mittlerem Abschluss |
Durchschnittsalter |
19,5 |
19,9 |
19,2 |
19,0 |
Quelle: Nationaler Bildungsbericht 2012