Deutscher Gewerkschaftsbund

27.10.2016
klartext 40/2016

Managergehälter: Wo bleibt der Anstand?

Manager der DAX-Konzerne bekommen das 57-fache Gehalt im Vergleich zu anderen Beschäftigten - im Durchschnitt. "Welche Leistung rechtfertigt solche Einkommensunterschiede?" fragt der DGB im klartext und fordert Managerlöhne, die wieder in einem vernünftigen Verhältnis zum Durchschnittseinkommen stehen.

Manager in Frankfurt

DGB/Simone M. Neumann

Die Vermögens- und Einkommensungleichheit in Deutschland ist hoch. Schon seit Langem auf einem Niveau, das gesellschaftlich keinem zu vermitteln ist. Dabei sind mittlerweile die üppigen Gehälter der Manager ein absolutes Reizthema in der Bevölkerung. An genau diesem Beispiel zeigt sich das ganze Ausmaß einer fehlgeleiteten Marktwirtschaft.

Konkret beziehen derzeit die Manager der 30 DAX-Unternehmen das 57-fache im Vergleich zu ihren Beschäftigten. Noch im Jahr 2005 war es durchschnittlich "nur" das 42-fache. Durchschnittlich. Die Einkommensungleichheit ist zum Teil noch viel krasser: Adidas mit dem 116-fachen, die Deutsche Post mit dem 132-fachen und ganz oben Volkswagen mit dem 141-fachen stehen an der Spitze des Eisbergs (siehe Grafik).

 

Managergehälter im Vergleich zu ihren Beschäftigten

Weckes/Berisha 2016, Hans-Böckler-Stiftung.

Gründe für die hohen Unterschiede sind vielfältig: Die Managergehälter stiegen seit 2005 stärker als die Löhne der Beschäftigten. Zudem ist die Anzahl von besser entlohnten Beschäftigten in vielen Unternehmen gesunken. Ferner wurden Arbeitsplätze ins Ausland verlagert, um (Lohn)Kosten einzusparen. Oftmals ist ein Zusammenspiel aus allen drei genannten Faktoren zu beobachten.

Zeche muss die Belegschaft zahlen

Doch solche exzessiv hohen Managergehälter verursachen gleich mehrere ernsthafte gesellschaftliche Probleme: Da wäre zum einen der Punkt der Verhältnismäßigkeit. Das Einkommen wird für eine bestimmte Tätigkeit gezahlt. Doch welche Leistung rechtfertigt es, dass die Arbeit eines Managers das 100-fache eines normalen Beschäftigten des gleichen Unternehmens wert ist? Selbst die höhere Verantwortung im Unternehmen kann solche Ausuferungen nicht begründen. Viel mehr besteht die Gefahr, wie eine Studie der Universität von Utah hervorhebt, dass mit steigenden Managergehältern ihre Risikobereitschaft und damit ihre Fehlentscheidungen zunehmen. Nicht selten muss die Zeche dafür die Belegschaft zahlen.

Millionengehälter werden größtenteils gespart statt konsumiert

Doch damit nicht genug: Auch gesamtökonomisch sind solche exorbitanten Gehälter nicht sinnvoll. Was wird denn ein Manager mit einem Millionengehalt machen? Er wird höchstwahrscheinlich den größten Teil sparen und dadurch sein Vermögen erhöhen. Auf Einkommensungleichheit folgt also die Vermögensungleichheit. Setzt sich ein solcher Trend bei vielen Unternehmen durch, so nimmt die Ungleichheit in der Gesellschaft noch weiter zu. Das gefährdet den sozialen Zusammenhalt.

Managerlöhne deckeln, steuerliche Absetzbarkeit einschränken

Um dieser Fehlentwicklung entgegenzuwirken, sollen die Managergehälter gedeckelt werden und sich vielmehr an der Einkommensentwicklung der Beschäftigten in ihrem Unternehmen orientieren. Sie müssen endlich wieder in einem vernünftigen Verhältnis zu den Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer stehen.

Außerdem müssen Gehälter oberhalb einer Million Euro durch die steuerliche Absetzbarkeit als Betriebsausgabe deutlich beschränkt werden. Bereits heute können Aufsichtsratsvergütungen zu 50 Prozent von der Steuer abgezogen werden. Es gibt keinen Grund, dies nicht auch für Vorstandsvergütungen gesetzlich festzuschreiben.


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