Deutscher Gewerkschaftsbund

Von Arbeitszeit bis Vereinbarkeit

02.12.2015
Bundesverwaltung

Gesundheitsmanagement: Ministerien greifen DGB-Vorschläge auf

Analysen im Gesundheitsmanagement - mitbestimmt und geschlechtergerecht!

In der Bundesverwaltung steigt seit rund zehn Jahren stetig der Krankenstand. Jetzt haben alle Bundesministerien einen Leitfaden zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement beschlossen – und greifen eine Reihe wichtiger Forderungen des DGB auf. Die Bundesministerien bekennen sich beim Gesundheitsschutz außerdem klar zur wichtigen Rolle der Mitbestimmung.

Schild "Hilfe"

Nach den aktuellsten verfügbaren Zahlen waren Bundesbeschäftigte im Jahr 2013 im Schnitt an 19,75 Arbeitstagen krank, das entspricht einer Quote von 7,87 Prozent. In diesem Zeitraum lag der Krankenstand bei Frauen mit durchschnittlich 21,07 Arbeitstagen deutlich höher (Quote 8,4 Prozent) als bei Männern mit 18,98 (7,56 Prozent). Colourbox.de

Seit rund zehn Jahren steigender Krankenstand

Seit 2006 steigt der Krankenstand in der Bundesverwaltung stetig – auf zuletzt im Schnitt 19,75 Arbeitstage pro Beschäftigtem 2013. Frauen trifft es stärker, sie haben im Schnitt über zwei Krankheitstage mehr als Männer. Fest steht: Die Arbeit beim Bund muss weniger gesundheitsgefährdend werden.

DGB hat bei Leitfaden zum Gesundheitsmanagement mitgewirkt

Doch bevor sich eine Behörde daran macht, die Arbeit gesünder zu gestalten, muss sie erst einmal Bilanz ziehen. Wodurch werden die Beschäftigten am meisten belastet? Welche Faktoren wirken sich positiv auf die Gesundheit aus und sollten in Zukunft gestärkt werden? Ohne solche Analyse laufen viele Maßnahmen ins Leere. Deshalb hat der Ressortarbeitskreis Gesundheitsmanagement aller Ministerien des Bundes ein Leitfaden für "Analyse im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)" beschlossen. Bei der Erarbeitung unter Federführung des Bundesinnenministeriums und der Unfallversicherung Bund-Bahn wirkte der DGB mit zahlreichen eigenen Beiträgen mit.

Mitbestimmung ist ein Muss

Die Bundesministerien beziehen dabei eine klare Position für die Mitbestimmung: "Um erfolgreiches Gesundheitsmanagement zu betreiben, ist es unerlässlich, bereits bei der Zieldefinition die Interessenvertretungen umfassend zu beteiligen, also den Personalrat, die Schwerbehindertenvertretung und die Gleichstellungsbeauftragte."

Auch im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit propagiert das Papier wegweisende Standards. Aus allgemeinen Studien ist bekannt, dass Frauen in Teilzeit unter deutlich mehr Stress leiden. Aber auch Stereotype führen zu Stress und Krankheit. In der männlich geprägten Armee und Polizei ist es ein tabu, über Angst zu reden. Das stresst beide Geschlechter. In den weiblich geprägten Sozialberufen ist es ein Stressfaktor vor allem für Frauen, ständig freundlich und mitfühlend sein zu müssen – auch wenn ihnen in der Situation nicht danach sein sollte. Hinsichtlich geschlechtsspezifischer Belastungen greift die Bundesverwaltung damit neuere Ergebnisse eines Forschungsprojekts der Hans-Böckler-Stiftung und das darin entwickelte Instrument des „Gender-Perspektivwechsels“ auf.

Bundesverwaltung setzt Forderungen des DGB-Bundeskongresses um

Die Bundesverwaltung bekennt sich damit zu den Kriterien, die der 20. Ordentliche Bundeskongress des DGB 2014 in seinem Beschluss „Geschlechterperspektive für einen wirksameren Arbeits- und Gesundheitsschutz für Männer und Frauen“ formuliert hat.

Außerdem zeigt das Schwerpunktpapier, wie der DGB-Index Gute Arbeit als Analyseinstrument im behördlichen Gesundheitsmanagement eingesetzt werden kann. Dazu wird u.a. ein von ver.di initiiertes Projekt in der Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz ausführlich vorgestellt.

DGB: "Nun müssen den Papieren Taten folgen"

"Wir freuen uns sehr, dass das Ministerium von Thomas de Maizière jetzt wegweisende Standards gesetzt hat, um die Ursachen des enormen Krankenstandes zu untersuchen", erklärte DGB-Abteilungsleiter Dr. Karsten Schneider anlässlich der Veröffentlichung, "nun müssen aus den Papieren auch Taten folgen. Konkret heißt das: dort wo Überlastung Ursache hoher Krankenstände ist, müssen auch Einstellungen her."

Das Schwerpunktpapier „Analyse im BGM“ konkretisiert die unter Beteiligung des DGB im Jahr 2014 herausgegebenen Eckpunkte für die Weiterentwicklung des Gesundheitsmanagements in der Bundesverwaltung. Aktuell ist das nächste Schwerpunktpapier zu Maßnahmen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Entstehen. Anregungen und gute Beispiele aus Dienststellen, greift die Abteilung Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik des DGB gerne auf.


DOWNLOAD

Schwerpunktpapier Analyse im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (PDF, 1 MB)

Rahmenkonzept zur Weiterentwicklung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in der Bundesverwaltung, Ressortarbeitskreis Gesundheitsmanagement (Hrsg.)


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