Eine schlechte Ausbildungsqualität bescheinigt der DGB den Branchen, die Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. „Gerade die Branchen, die lautstark über einen Bewerbermangel klagen, haben die schlechtesten Ausbildungsbedingungen. Viele Betriebe sind schlicht nicht ausbildungsreif: Sie halten viele Überstunden, unregelmäßige Arbeitszeiten und eine niedrige Vergütung für normal“, beklagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock.
Auszubildende im Hotel- und Gaststättengewerbe, in Bäckereien und im Klempnerhandwerk klagen am stärksten über die Zustände in ihren Betrieben. Sie verdienen besonders wenig Geld, fallen überdurchschnittlich oft durch die Prüfung und kündigen häufiger als andere Auszubildende ihren Vertrag. Genau in diesen Branchen fehlt oft Nachwuchs. Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden, bewerben sie sich in diesen Unternehmen nicht mehr. Der DGB zeigt in seiner Expertise zum Berufsbildungsbericht 2013, dass dies vor allem branchenspezifische Probleme sind und die Betriebe hier dringend an der Qualität der Ausbildung und der Attraktivität arbeiten müssen.
"Unabhängige Stellen sollten künftig Unternehmen regelmäßig auf ihre Ausbildungsqualität kontrollieren und bei Bedarf auch sanktionieren", forderte Ingrid Sehrbrock. "Denn die Handels- und Handwerkskammern, die für die Qualität der Ausbildung in den Betrieben zuständig sind, geraten als Lobbyverband der Unternehmen in Loyalitätskonflikte. Und das schadet der Qualität der Ausbildung!", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende.
Der DGB hat die Schwierigkeiten der Betriebe bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen untersucht und auf der Grundlage des Berufsbildungsberichts 2013 die Studie „Hohe Abbrecherquoten, geringe Vergütung, schlechte Prüfungsergebnisse – Viele Betriebe sind nicht ausbildungsreif“ veröffentlicht. Danach haben wesentlich mehr BewerberInnen (insgesamt 76.000) einen Ausbildungsplatz gesucht als Plätze (33.600) unbesetzt blieben. Rechnerisch hätte somit jede offene Stelle mehr als zweimal besetzt werden können. Gleichzeitig ist aber die Zahl der Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können, signifikant gestiegen.
Während 76.000 Jugendliche noch dringend einen Ausbildungsplatz suchen, haben viele Betriebe zunehmend Probleme, BewerberInnen für ihre Plätze zu finden. Der Berufsbildungsbericht 2013 zeigt dabei deutliche Ungleichgewichte auf dem Ausbildungsmarkt: Während einige Berufe sehr gefragt waren, gab es bei den Berufen Restaurantfachmann/-frau, Fachmann/-frau für Systemgastronomie, Klempner/- in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Bäcker/-in und Fachkraft im Gastgewerbe wie auch in den Vorjahren viele unbesetzte Stellen.
Während die Spitzenverbände der Wirtschaft oft eine „mangelnde Ausbildungsreife“ der Jugendlichen beklagen, fehlt in der öffentlichen Debatte ein systematischer Blick auf die „Ausbildungsreife der Betriebe".
Die DGB-Expertise erfasst die Ausbildungsqualität und die Attraktivität der Berufe mit großen Besetzungsproblemen und stellt die Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen mit einer hohen Zahl unbesetzter Plätze im Vergleich zum Durchschnitt aller Ausbildungsberufe dar. Untersucht wurden:
Die DGB-Expertise finden Sie hier:
DGB-Expertise zum Berufsbildungsbericht 2013 zur Ausbildungsqualität und Attraktivität bestimmter Ausbildungsberufe