Deutscher Gewerkschaftsbund

29.01.2016
Mitgliederentwicklung

Zuwachs in den Betrieben

einblick 02/2016

Die Mitgliederzahlen der DGB-Gewerkschaften sind 2015 nahezu stabil geblieben. Drei Gewerkschaften, die IG Metall, die GEW und die GdP, konnten 2015 ein Mitgliederplus erzielen.

Arbeiter bei Evonik

DGB/Simone M. Neumann

Ende 2015 zählten die acht DGB-Gewerkschaften insgesamt 6 095 513 Mitglieder. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder gerade mal um 0,15 Prozent zurück. Die Gewerkschaften seien damit weiter die „größte politische Organisation in Deutschland“, erklärt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. „Täglich sind im letzten Jahr rund 1000 Menschen neu in eine der acht DGB-Gewerkschaften eingetreten“, so Hoffmann. Keine andere gesellschaftliche Großorganisation könne solche Zahlen vorweisen. Vor allem unter den Erwerbstätigen, in den Betrieben, konnten die DGB-Gewerkschaften neue Mitglieder werben. Mit der GEW (+ 3,07 %), der GdP (+ 1,18 %) und der IG Metall (+ 0,20 %) sind drei DGB-Gewerkschaften auch im Saldo nach Abzug der Abgänge im Plus.

Grafik Mitgliedszahlen 2015 Gewerkschaften

DGB einblick 02/2016

Höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre

Die IG Metall hat im letzten Jahr über 120 000 neue Mitglieder gewonnen. Besonders erfreulich sei, „dass die Zahl der betrieblichen Mitglieder auf 1,567 Millionen Mitglieder gestiegen ist – und damit auf den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre“, so Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. Wachstum gebe es vor allem „bei den für uns strategisch wichtigen Zielgruppen – bei Frauen, bei Angestellten, bei jungen Menschen, bei Ingenieuren und technischen Experten“, ergänzt die Zweite Vorsitzende Christiane Benner. Neue Mitglieder zu gewinnen, sei nach wie vor harte Arbeit. „Hinter jedem neu aufgenommenen Mitglied steht mindestens ein persönliches Gespräch, oft auch zwei oder drei Gespräche zwischen unseren Betriebsräten und dem Noch-Nicht-Mitglied“, so Benner. Die Gewerkschaft werde deshalb in den nächsten neun Jahren 191 Millionen Euro in Mitgliederentwicklungsprojekte vor Ort investieren und die strategische Zielgruppenarbeit ins Zentrum rücken.

Wie in den vergangenen Jahren war die IG Metall auch bei der Organisierung junger Mitglieder erfolgreich: Mit einem Plus von 1,2 Prozent gegenüber 2014 sind nun knapp 233 000 der unter 27-Jährigen in der Gewerkschaft organisiert. Die IG Metall bleibe damit „die größte politische Jugendorganisation in Deutschland“, so Benner. Erfolge bei der Organisierung junger Beschäftigter haben die meisten Gewerkschaften. So war die IG BCE 2015 bei der Mitgliederwerbung unter den Auszubildenden so erfolgreich wie in den vergangenen Jahren. Vom Ausbildungsjahrgang 2014/15 haben 69 Prozent das Mitgliedsbuch der IG BCE in der Tasche. Das ist das beste Ergebnis in der Geschichte der IG BCE. Und auch für den Jahrgang 2015/16 sei ein ähnlich gutes zu erwarten, so die IG BCE.

Grafik Personengruppen Mitgliederentwicklung

Besonders groß sind die Mitgliederzuwächse der IG Metall unter den Studierenden. Mehr als 31 000 Studierende sind Mitglied der Gewerkschaft – dreimal mehr als vor zehn Jahren. DGB einblick 02/2016

Neueintritte überwiegt Zahl der Austritte

Einen Zuwachs von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr kann ver.di für 2015 bei den Mitgliedern unter 28 Jahren verzeichnen. „Die Werbung junger Mitglieder soll in diesem Jahr einen noch höheren Stellenwert einnehmen“, betont der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. Auch die EVG war bei der Mitgliederwerbung unter den Auszubildenden äußerst erfolgreich. 86 Prozent der Auszubildenden im Organisationsbereich der EVG sind Mitglied der Gewerkschaft.

Die Zahl der Neueintritte überwiegt quer durch die Gewerkschaften die der Austritte. Das gilt auch für die EVG. Sie gewann im letzten Jahr rund 6800 neue Mitglieder hinzu. Dass die Mitgliederzahl der EVG dennoch gesunken ist, liegt vor allem am demografischen Wandel und am hohen Altersschnitt in der Mitgliedschaft sowie an der beruflichen Neuorientierung vieler Mitglieder. Ursache für Verluste oder Stagnation bei den Mitgliedszahlen ist auch der Strukturwandel – etwa wenn ganze Branchen wie der Steinkohlebergbau verschwinden. So hat die IG BCE 2015 über 2500 Mitglieder in dieser Branche verloren.

GEW mit besonders erfolgreicher Mitgliederentwicklung

Besonders viele Beschäftigte treten in harten Tarifrunden den Gewerkschaften bei. Das bestätigt der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. Zuwächse seien eindeutig auf die konfliktreichen Tarifauseinandersetzungen im Jahr 2015 zurückzuführen. Am erfolgreichsten bei der Mitgliederentwicklung bleibt die GEW. Seit acht Jahren gewinnt die Bildungsgewerkschaft stetig Mitglieder. „Diese Entwicklung spiegelt die Stärke und Attraktivität der GEW als Bildungsgewerkschaft im DGB wider“, resümiert die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Die in 2015 überdurchschnittlich gestiegene Zahl der Mitglieder sei insbesondere mit den beiden großen Tarifrunden im Länderbereich sowie im Sozial- und Erziehungsdienst zu erklären.

Erschienen in: einblick 2/2016 vom 1. Februar 2016


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