Im Alter haben Frauen das Nachsehen: Eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass sie nicht einmal halb so viel Rente bekommen wie Männer. Höchste Zeit also, den Sinkflug der Rente zu stoppen, sagt DGB-Vize Elke Hannack: "Altersvorsorge muss auch für Frauen existenzsichernd sein - das sollte sich die Politik hinter die Ohren schreiben."
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Von wegen Geschlechtergerechtigkeit: Im Ruhestand müssen Frauen mit deutlich weniger Geld auskommen als Männer. Ein Forschungsteam des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat das Einkommen von Rentnern und Rentnerinnen verglichen und herausgefunden, dass Frauen bei allen drei Säulen der Alterssicherung schlechter abschneiden als Männer.
Rechnet man die Einkünfte aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Altersvorsorge zusammen, ergibt sich für das Jahr 2015 ein „Gender Pension Gap“ von 53 Prozent. Das heißt: Männer verfügen im Schnitt über mehr als doppelt so hohe Alterssicherungseinkommen wie Frauen. Im Westen fällt die Lücke mit 58 Prozent deutlich größer aus als im Osten mit 28 Prozent.
Hans-Böckler-Stiftung
Hans-Böckler-Stiftung: Rente: Frauen im Alter arm dran
Damit bestätigt das WSI, was allenthalben bekannt ist: „Von den Leistungsverbesserungen der letzten Jahre – angefangen bei der Rente mit 63 bis hin zur verbesserten Erwerbsminderungsrente – profitieren Frauen deutlich seltener als Männer", sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. "Deshalb sind eine gestärkte gesetzliche Rente und eine Stabilisierung und langfristige Erhöhung des Rentenniveaus gerade auch für Frauen wichtig. Der Aufbau einer betrieblichen oder privaten Vorsorge gelingt ihnen nur selten. Altersvorsorge muss auch für Frauen existenzsichernd sein – das sollte die Politik sich hinter die Ohren schreiben. Das Thema Rente darf nicht auf die lange Bank geschoben werden: Der Sinkflug des Rentenniveaus muss jetzt gestoppt werden."
"Dass Frauen im Beruf und damit auch in der Rente zurückstecken, hängt direkt mit der ungleichen Verteilung von Kindererziehung, Pflege und Hausarbeit zusammen", so Hannack weiter. "Die Erwerbs- und Familienarbeitszeiten müssen endlich gerechter – partnerschaftlich - zwischen Männern und Frauen verteilt werden. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitszeitlücke zwischen Frauen und Männern sogar noch vergrößert; sie liegt heute bei 8,2 Stunden je Woche. Diese Arbeitszeitlücke trägt zur Entgeltlücke und auf lange Sicht zur Rentenlücke maßgeblich bei. Deshalb muss die Lücke zwischen vereinbarten, tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeiten dringend geschlossen werden."