Deutscher Gewerkschaftsbund

22.09.2014

Gute Arbeit ist auch eine Gender-Frage

Eine Blaupause für das Leitbild „Gute Arbeit“ gibt es nicht. Frauen und Männer stehen in der Arbeitswelt vor unterschiedlichen Herausforderungen. Weibliche Beschäftigte sind beispielsweise oft von psychischen Belastungen betroffen. Wer Gute Arbeit durchsetzen will, muss also auch Gender-Fragen in den Blick nehmen. Genau dieses Thema greift das Buch "Agenda Gute Arbeit: geschlechtergerecht!" auf. "Die Frage, wie Gute Arbeit und Gutes Leben in der heutigen Zeit gestaltet werden können, sind zentrale Punkte im Wandel von Lebensentwürfen", schreibt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann im Vorwort. "Beides hängt eng zusammen mit der Veränderung von Geschlechterrollen und ist ohne 'Gender' nicht angemessen zu verstehen."

Wie wollen wir arbeiten? Welche Ansprüche stellen wir an unseren Arbeitsplatz und unsere Arbeitsbedingungen? Für den DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften steht bei diesen Fragen das Leitbild "Gute Arbeit" im Mittelpunkt. Gute Arbeit ist mehr als nur gute Bezahlung, mehr als reine Arbeitsplatzsicherheit und mehr als gesetzlicher Arbeitsschutz. Gute Arbeit ist ein umfassender Ansatz, der alle Aspekte des Arbeitslebens umfasst.

Was ist "Gute Arbeit"?

Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben „Gute Arbeit“ zu ihrem Leibild für die Arbeitswelt gemacht. Gute Arbeit bedeutet: faires Einkommen, berufliche und soziale Sicherheit sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz, der hilft, gesund das Rentenalter zu erreichen. Doch Gute Arbeit ist noch mehr: ein respektvoller und wertschätzender Umgang zwischen den Beschäftigten einschließlich der Vorgesetzten, umfassender und klarer Informationsfluss, ausgewogene Arbeitszeiten und gute betriebliche Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Auch Arbeitnehmermitbestimmung ist elementarer Bestandteil des Leitbilds. Der Begriff Gute Arbeit geht auf den englischen Begriff „Decent Work“ zurück, der wörtlich so viel wie „menschenwürdige Arbeit“ bedeutet. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO hat mit der Decent Work Agenda ihre Grundsätze und Prioritäten für die menschenwürdige Gestaltung der weltweiten Arbeits- und Lebensbedingungen weltweit formuliert.

Gute Arbeit für Frauen und Männer

Dabei ist klar: Um Gute Arbeit zu erreichen, gibt es kein Patentrezept. Im Sammelband "Agenda Gute Arbeit: geschlechtergerecht!" aus dem VSA-Verlag beschreiben rund zwei Dutzend Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Gewerkschaften, Wirtschaft und Politik, was Gute Arbeit für Frauen und Männer ausmacht – und vor welch unterschiedlichen Problemen und Herausforderungen weibliche und männliche Beschäftigte in der Arbeitswelt stehen können.

Frauen oft von psychischen Belastungen betroffen

"Wir müssen akzeptieren, dass sich die Arbeitswelt von Frauen und Männer bislang unterscheidet" schreibt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann in seinem Vorwort zum Buch. "Frauen sind eher in 'frauentypischen' Berufen tätig, in Gesundheits- und Pflege-, in Erziehungs- und Bildungsberufen, im Groß- und Einzelhandel, als Friseurin, Floristin oder Bürokaufrau. Damit unterscheiden sich auch ihre Arbeitsbelastungen von solchen, denen Männer typischerweise ausgesetzt sind." Beschäftigte im Dienstleistungsbereich, vor allem in den sozialen Berufen oft Frauen, seien beispielsweise überproportional von psychischen Belastungen betroffen.

Auch bei körperlichen Belastungen: Frauen beim Arbeitsschutz stärker in den Blick nehmen

Der heutige Arbeits- und Gesundheitsschutz nehme für sich in Anspruch, „geschlechtsneutral“ an Arbeitsschutzfragen heranzugehen, beschreibt Hoffmann. "De facto stehen aber männliche Normalarbeitnehmer und als besonders belastend geltende, von Gefahren geprägte Männerarbeitsplätze vorwiegend in der gewerblichen Wirtschaft und der Industrie im Vordergrund. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch, dass die physischen Belastungen in zahlreichen Frauenberufen oft höher sind als in den 'schweren' Männerberufen", so Hoffmann.

"Daher benötigen wir dringend eine geschlechtersensible Betrachtung, so dass Frauen in ihrer Arbeitswelt mit ihren spezifischen Belastungen und ihrem Umgang damit ebenso wahrgenommen werden wie Männer", fordert Hoffmann. Nur dann werde es gelingen, für alle Beschäftigtengruppen passende Arbeitsschutz-Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.

Buch-Cover Agenda Gute Arbeit: geschlechtergerecht!

VSA: Verlag

"Agenda Gute Arbeit: geschlechtergerecht!"

Das Buch "Agenda Gute Arbeit: geschlechtergerecht!" erscheint im Oktober 2014 mit einem Vorwort des DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann im VSA-Verlag. Der 240-seitige Sammelband der Herausgeberinnen Marianne Weg und Brigitte Stolz-Willig kostet 16,80 Euro und kann beim Verlag bereits vorbestellt werden.

Kurztext des Verlags

"Das von den Gewerkschaften entwickelte Konzept Gute Arbeit wird immer breiter getragen. Eine Agenda zu seiner Verwirklichung muss Frauen und Männer im Blick haben. Geschlechtergerechter Arbeits- und Gesundheitsschutz eröffnet neue Perspektiven und konkrete Chancen, wirksamere Strategien für menschengerechte Arbeitsbedingungen zu realisieren.

Die Daten und Erkenntnisse zu arbeitsbedingten Belastungen und Risiken sowie zu deren Folgen zeigen deutliche Geschlechterunterschiede, nicht nur bei den psychischen Belastungen. Sie weisen darauf hin, dass in vielen wichtigen Aspekten die sozialen Geschlechterrollen von Frauen und Männern relevant sind. Allerdings ist bislang noch ein großer »blinder Fleck« für Genderfragen im Arbeits- und Gesundheitsschutz zu konstatieren; und bezogen auf »Männerarbeit« und »Frauenarbeit« halten sich Fehleinschätzungen im Sinne von 'Ein Kilo Eisen ist schwerer als ein Kilo Bettfedern' hartnäckig.

Erst eine geschlechtersensible, geschlechtergerechte Agenda für die Verwirklichung des Leitbilds Guter Arbeit wird dazu führen, dass Gute Arbeit Realität wird für Erzieherinnen und Beschäftigte in den Sozialen Berufen ebenso wie für Beschäftigte auf dem Bau und im Zementwerk oder bei der Maschinenbedienung in der Feinmechanik, auf allen Hierarchieebenen und in allen Beschäftigungsverhältnissen, auch und gerade in prekären Formen. Ein geschlechtersensibler Ansatz des Arbeits- und Gesundheitsschutzes verbindet sich mit dem Blick auf weitere Aspekte des demografischen Wandels – Alter, Diversity – und führt zu besseren Analysen arbeitsbedingter Risiken und damit zu wirkungsvolleren Strategien für Risikoprävention und Gesundheitsförderung.

An den Gesamtüberblick der Herausgeberinnen anknüpfend stellen die Autorinnen und Autoren Schwerpunktthemen und methodische Überlegungen zu geschlechtersensiblen Ansätzen für Gute Arbeit dar. Präsentiert werden aktuelle Datenanalysen, neue Projekte und Initiativen aus der betrieblichen Praxis sowie innovative Ansätze von Gewerkschaften und Gleichstellungsbeauftragten. Es wird aufgezeigt, was sich in der Politik und den staatlichen und berufsgenossenschaftlichen Institutionen bereits getan hat, wo Hürden liegen und wie die weitere Perspektive zu gestalten ist."


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