Deutscher Gewerkschaftsbund

18.04.2017

Berufspendler: Wenn der Arbeitsweg krank macht

einblick Mai 2017

Wer täglich zum Arbeitsplatz pendelt, muss viel Geld investieren in ein Auto oder Bahntickets. Zudem riskieren Berufspendler auf Dauer ihre Gesundheit. Trotzdem steigt der Anteil von Beschäftigten, die täglich zur Arbeit fahren. DGB und Auto Club Europa (ACE) wollen sie besser unterstützen.

Pendler im Stress

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Tägliches Pendeln zur Arbeit ist auf Dauer ungesund. Wer täglich länger als 45 Minuten pro Weg mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, riskiert seine Gesundheit. Unter anderem können psychische Erkrankungen die Folge sein. Als besonders belastend erweist sich das Pendeln mit dem Auto, wie die Ökonomin Annemarie Künn-Nelen von der Universität Maastricht feststellt. So beeinträchtigt Autofahren nicht nur die Zufriedenheit, sondern geht auch noch mit einem signifikant erhöhten Body-Mass-Index einher. Durch Mehrfachbelastungen in Job und Familie wirkt sich langes Pendeln bei Frauen auf die tägliche Bewegung und die Zahl der Krankmeldungen aus.

Mehr befristete Verträge, mehr PendlerInnen

Eine aktuelle Studie des Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung zeigt, dass der Anteil der PendlerInnen von 53 auf 60 Prozent in den vergangenen 15 Jahren gestiegen ist. Vor allem in den Metropolregionen sind täglich Millionen von Menschen unterwegs. 350 000 Menschen fahren allein im Großraum München jeden Tag zur Arbeit. Ein Grund für den Wandel ist die Zunahme von befristeten Verträgen, stellt Künn-Nelen fest. Auch der Strukturwandel in den Unternehmen fordert mehr Mobilität von den ArbeitnehmerInnen – etwa wenn Betriebsteile verlegt werden.

Pendler immer mehr

Immer mehr Pendler: Die Entwicklung wird auch durch die steigenden Mieten in den großen Städten forciert – allen voran in München. In Berlin ist der Anteil der PendlerInnen um 50 Prozent gestiegen.

DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell warnt: „Die Arbeiterbewegung hat nicht 150 Jahre für eine Verkürzung der Arbeitszeit gekämpft, damit wir heute mehr Zeit für den Weg zur Arbeit aufbringen.“ Der DGB will die Beschäftigten deshalb unter anderem finanziell stärker entlasten. Denn neben den körperlichen und mentalen Strapazen geht der weite Weg zum Arbeitsplatz ins Geld.

Pendlerpauschale anheben

2004 ist die Pendlerpauschale von 36 Cent für die ersten zehn und 40 Cent für jeden weiteren Kilometer auf einheitlich nur noch 30 Cent gekürzt worden. Besonders für FernpendlerInnen bedeutete das herbe finanzielle Verluste, rechnet der DGB in einer Analyse vor. Die Gewerkschaften wollen die Pendlerpauschale deshalb wieder anheben und zu einem Mobilitätsgeld umwandeln. Der DGB will erreichen, dass der Steuervorteil einkommensunabhängig wirkt. Nach dem neuen Modell könnte dann ein/e PendlerIn mit Durchschnittseinkommen bei einer einfachen Wegstrecke von 33 Kilometern um rund 200 Euro im Jahr entlastet werden.

Zudem spielt die Wohnungsbaupolitik eine entscheidende Rolle. Die hohen Mieten in Ballungsräumen sind ein weiterer Grund für die steigende Zahl der PendlerInnen. Deshalb fordert der DGB die Politik auf, jährlich rund 450 000 bezahlbare Wohnungen zu bauen. Hier gelte es, die Anreize etwa durch bessere Abschreibungssätze zu vereinfachen. Weitere 100 000 Wohnungen sollen zudem als Ersatz für Wohnraum dienen, der aus der Sozialbindung gefallen ist.

ACE startet "Gute Wege"

Um die Millionen PendlerInnen ganz praktisch im Alltag zu unterstützen, hat der ACE das Projekt „Gute Wege“ gestartet. Unter anderem bietet der Autoclub ein betriebliches Mobilitätsmanagement an. Der ACE hilft Unternehmen dabei, das Mobilitätsverhalten der Beschäftigten zu analysieren und darauf aufbauend Lösungen zu konzipieren. So kann sich der Betrieb im Anschluss beispielsweise mit Kommunen und Verkehrsunternehmen und -verbünden zusammensetzen, um die Fahrpläne im öffentlichen Verkehr und die Schichtzeiten im Betrieb besser in Einklang zu bringen.

Häufig können Arbeitgeber auch profitieren, wenn Dienstfahrräder für Beschäftigte geleast werden. Die ArbeitnehmerInnen sparen Geld für Sprit oder Tickets, der Arbeitgeber kann Parkplätze anderweitig nutzen oder vermieten. Ein weiteres Mittel, um Beschäftigte auf ihrem Weg zur Arbeit zu entlasten, ist die Einführung eines vergünstigten Jobtickets. Der ACE hat auch hierzu umfangreiche Infos für Arbeitgeber, Betriebsräte und Beschäftigte zusammengestellt. Zudem hält der ACE auf seiner Homepage eine gute Übersicht zu gängigen Mobilitäts-Apps bereit.

In der einblick-Rubrik SmartUnion haben wir ausgewählte Apps für den täglichen Arbeitsweg zusammengestellt...

DGB-klartext zum Thema PendlerInnen...


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